Mädchen im Kletterpark

Pilotprojekt zur Stärkung der Erziehungshilfen

 

Familien besser, schneller und passgenauer helfen: Dieses Ziel verfolgt der Landkreis Osnabrück mit dem Pilotprojekt „Stärkung von Prävention in den Hilfen zur Erziehung“, das heute offiziell gestartet ist.

Von der Bertelsmann Stiftung unterstützt, nutzt der Landkreis Osnabrück erstmals einen Social Impact Bond (SIB), um das Angebot der Erziehungshilfen für Eltern zu erweitern und im Hinblick auf die Passgenauigkeit zu verbessern. Dabei beschreitet der Landkreis Osnabrück einen völlig neuen Weg der Finanzierung: Das Projekt wird über einen privaten Förderer vorfinanziert und mit Hilfe weiterer Partner umgesetzt. Nur wenn die vom Landkreis Osnabrück im Vorfeld festgelegten Ziele erreicht werden, erhält der Förderer sein Geld inklusive eines Risikoausgleichs zurück. Öffentliche Mittel, die im Erfolgsfall im Landkreis Osnabrück eingespart werden, bleiben dem Jugendhilfebudget enthalten und werden für zukünftige Präventionsarbeiten eingesetzt.

Prävention in den Hilfen zur Erziehung stärken

Im Jahr 2014 haben über eine Million junge Menschen und ihre Familien eine Hilfe zur Erziehung in Anspruch genommen. Insbesondere die Zahl der sozialpädagogischen Familienhilfe steigt seit Jahren - obwohl es eine Vielzahl präventiv ausgerichteter Elternprogramme gibt, die einigen der betroffenen Familien nachweislich besser und schneller helfen können. Doch wird das Potenzial dieser Programme nur in sehr geringem Maße ausgeschöpft, was unter anderem auf hohe Einführungskosten und - risiken zurückzuführen ist. Mit dem SIB hat der Landkreis Osnabrück jedoch nun eine Möglichkeit gefunden, das in mehr als 25 Ländern eingesetzte und erprobte Elternprogramm Triple P risikofrei zu testen: Hierfür erhalten ausgewählte Eltern, die einen Anspruch auf sozialpädagogische Familienhilfe haben, Zugang zum Triple P Elterntraining. Dieses beinhaltet Maßnahmen unterschiedlicher Intensität, wodurch Eltern eine passgenauere Unterstützung erhalten. Der Landkreis Osnabrück erhofft sich dadurch, Eltern besser und schneller zu helfen, sodass keine Anschlusshilfen mehr benötigt werden.

Ziel des Projekts ist es nicht Geld zu sparen, sondern Prävention in der Erziehungshilfe zu stärken und Familien so ein passgenaueres Unterstützungsangebot zur Bewältigung ihrer individuellen Herausforderungen bieten zu können. Sollten sich durch das Projekt die finanziellen Aufwendungen im Bereich der Hilfen zur Erziehung reduzieren, werden diese finanziellen Mittel vollumfänglich für weitere präventive Angebote für Familien im Landkreis genutzt.

Matthias Selle, Kreisrat und zuständiger Vorstand für den Bereich Jugend

Die Ziele des Projekts sind ambitioniert, da es sich hierbei um einen echten Test handelt und Deutschland bisher kaum Erfahrungen mit SIBs hat. Auch die Auswahl der geeigneten Familien im Rahmen des Hilfeplanungsprozesses und deren Training sind anspruchsvoll. Für die Durchführung des Trainings mit den anspruchs-berechtigten Familien werden eigens Fachkräfte der Einrichtung Lega S Jugendhilfe ausgebildet.

In den Fortbildungen lernen die Fachkräfte, die Familien mit Triple P passgenau und nachhaltig zu unterstützen.

Thomas Dirscherl, Geschäftsführer von Triple P Deutschland

Social Impact Bonds als neues Finanzierungsinstrument testen

Mit dem Pilotprojekt will die Bertelsmann Stiftung das Potenzial von SIBs als neues Finanzierungsinstrument und Innovationsmotor für soziale Projekte testen. Für Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, ist das erforschen neuer Formen der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand, sozialem Förderer und Maßnahmeträger unerlässlich, um eine Kultur der sozialen Innovation zu etablieren:

Nur gemeinschaftlich können wir wirksame Lösungen für soziale Herausforderungen finden und diese auch nachhaltig umsetzen.

Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung

Dabei geht es jedoch keineswegs darum, bestehende Sozialleistungen in Frage zu stellen. Vielmehr sollen zusätzliche Ressourcen mobilisiert und das bestehende Angebot der Erziehungshilfen komplementiert werden. Das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus PHINEO hat das Projekt mit entwickelt und übernimmt die zentrale Koordination.

Gelingt es durch den SIB, den Familien im Landkreis Osnabrück nachhaltig zu helfen, könnte das Finanzierungsmodell zum Vorbild für andere Kommunen werden. Der SIB verbindet beispielhaft das Handeln von öffentlicher Hand, sozialen InvestorInnen und gemeinnützigen Organisationen zu Gunsten derer, die besondere Unterstützung brauchen. Kapital wird wirkungsorientiert eingesetzt und das finanzielle Risiko für den Landkreis minimiert.

Andreas Rickert, Vorstandsvorsitzender Phineo gAG

Mehr Informationen zum Pilotprojekt „Stärkung von Prävention in den Hilfen zur Erziehung“ gibt es in unserem Informationsblatt zum Download!