Panel Female Founders Monitor, 02.04.2025, Veröffentlichung: Female Founders Monitor 2025 mit dem Bundesverband Deutsche Startups e.V., Factory Berlin Mitte

Vielfalt gründet besser – Female Founders Monitor 2025

Optimismus, Realismus und Pragmatismus prägten die Launchveranstaltung des Female Founders Monitor 2025 in der Factory Berlin. Trotz des leicht gesunkenen Gründerinnenanteils von aktuell nur 18,8 % war spürbar: Die Branche ist motiviert und engagiert, gleichzeitig erkennt sie das ungenutzte Potenzial. Veränderung ist dringend – und machbar.

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Dr. Jennifer Eschweiler
Project Manager
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Julia Scheerer
Senior Project Manager

Inhalt

Chancengerechtigkeit im Startup-Ökosystem: Der notwendige Wandel

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat der Startup-Verband das deutsche Startup-Ökosystem mit besonderem Blick auf die Gründungssituation von Frauen untersucht – einschließlich jener, die bislang nicht den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Die Abendveranstaltung zur Vorstellung des Female Founders Monitors war mit über 150 Gästen aus der Gründer:innenszene und breiter medialer Aufmerksamkeit ein voller Erfolg.

Sechs Kernergebnisse, eine klare Botschaft: Der Gendergap bleibt das zentrale Problem im deutschen Startup-Ökosystem

  1. Gründerinnenanteil ist erstmals seit fünf Jahren wieder gesunken
  2. Gendergap zeigt sich schon im Studium
  3. Frauen entdecken Unternehmertum später
  4. Männliche Gründer nehmen das Problem kaum wahr
  5. Positive Signale bei Investments, doch weiterhin fließen 91 % des Wagniskapitals an reine Männerteams
  6. Vereinbarkeit und Vorbilder gelten als entscheidende Hebel für Veränderung

Kultureller Wandel beginnt in der Gesellschaft – der Schlüssel liegt in einem Bottom-up-Prozess

Eines wird dabei klar: Eine einfache, eindimensionale Lösung greift zu kurz – gefragt ist vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz. „Rahmenbedingungen müssen sich ändern, Politik kann helfen, aber der Kulturwandel muss aus der Gesellschaft herauskommen“, betont Verena Pausder. Dafür braucht es unter anderem:

  • Mehr gemischte Teams
  • Geschütze Netzwerke für Frauen
  • Besseren Zugang zu Kapital
  • Durchbrechung tradierter Rollenbilder und Aufhebung struktureller Barrieren
  • Impulse im Bildungssystem und frühe Sensibilisierung

Ungleichheit im Fokus: Wo Gründerinnen ausgebremst werden – und was sich ändern muss

Unter der Moderation von Dr. Alexander Hirschfeld (Startup-Verband und Co-Autor des Monitors) kamen neben Verena Pausder (Vorstandsvorsitzende Startup-Verband) und Dr. Daniel Schraad-Tischler (Direktor Bertelsmann Stiftung) weitere Expertinnen aus der Wirtschaft und dem Startup-Ökosystem zusammen, um über die Studienergebnisse sowie die Ursachen struktureller Ungleichheit zu sprechen – und über konkrete Ansätze, wie mehr Chancengerechtigkeit gelingen kann.

Im Zentrum der Diskussion mit Female Investor Zoé Fabian-Frey (General Partner, Noteus), Gründerin Kristina Nikolaus (Co-Founderin & CEO OKAPI:Orbits), Startup-Verband Geschäftsführerin Franziska Teubert standen die Fragen, wie mehr Frauen für das Gründen gewonnen werden können, um die Innovationskraft Deutschlands gezielt zu stärken. Welche Rolle dabei Bildung und Investitionsverhalten spielen und inwiefern sich geschlechterspezifische Unterschiede in der Problemwahrnehmung auf unternehmerisches Handeln auswirken, war zentraler Fokuspunkt. Klar wurde: Von echter Chancengerechtigkeit im Startup-System kann keine Rede sein. Auffällig war die Publikumszusammensetzung – rund 80 % waren Frauen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es mehr Problembewusstsein, besonders unter Männern, braucht. Das bestätigt auch eine zentrale Erkenntnis der Studie: Frauen empfinden den Gendergap als deutlich gravierender. „Berufliche Rollenbilder entstehen schon in KiTa und Schule“, so Dr. Daniel Schraad-Tischler. „Offensichtlich nimmt die männliche Community den Gendergap weniger kritisch wahr – das müssen wir ändern, denn sie prägt das System entscheidend.“

Zwei Blickwinkel ein Problem: Wenn Privilegien den Blick trüben

Gründerinnen als Wegweiserinnen zu Deutschlands Startup-Wachstum

Gründerinnen sind ein zentraler Hebel für mehr Startups, Innovation und wirtschaftliches Wachstum in Deutschland. Um dieses Potenzial zu entfalten, braucht es gezielte Veränderungen: Erstens müssen bessere Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum geschaffen werden. Zweitens ist der Zugang zu Kapital zu erleichtern. Darüber hinaus gilt es, die Gründungsfreude unter bisher unterrepräsentierten Gruppen zu stärken – durch Bildung, Sichtbarkeit, Vorbilder und gezielten Support. Mehr Female Power im Startup-Ökosystem gelingt nur, wenn alle mitziehen: Bildungseinrichtungen, Politik, Wirtschaft – und jede einzelne Entscheider:in.

Unser Bezug zu “Innovations- und Gründungsdynamik”

Der Female Founders Monitor ist ein zentraler Bestandteil der Initiative Inclusive Entrepreneurship und zielt darauf ab, den Zugang zum Gründungsökosystem zu erleichtern. Mit der Initiative wollen wir bessere Rahmenbedingungen für unterrepräsentierte Gruppen im Gründungssystem schaffen. Neben Frauen stehen dabei auch migrantische Gründungen, junge Gründer:innen, Menschen mit weniger privilegierter sozialer Herkunft sowie Impact-orientierte Gründungen im Fokus. Wenig überraschend: ihre Herausforderungen ähneln sich – dennoch fehlen bislang Initiativen, die sie gemeinsam adressieren und konkrete Handlungsempfehlungen bündeln.

Unsere Autorin Alina Redeker, Praktikantin im Programm 'Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft'