Kohäsionspolitik ist gefragt in der Energiewende
Die Umstellung auf erneuerbare Energie verändert die wirtschaftliche Dynamik in den europäischen Regionen. Kohäsionspolitik, in ihrer Funktion als vertraglich verankerter Auftrag zur Abschwächung territorialer Ungleichheit, ist in der Energiewende gefragt. Sowohl die auftretenden Herausforderungen in den wirtschaftlich stärkeren Regionen städtischen Regionen müssen adressiert als auch die Potenziale in den wirtschaftlich schwächeren Regionen gehoben werden. Das erfordert einen breiteren und anpassungsfähigeren Ansatz der Kohäsionspolitik, der alle europäischen Regionen einbezieht. Dabei müssen Unterstützungsmechanismen an die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Arten von Regionen angepasst werden, was einen nuancierten und diversifizierten Einsatz politischer Instrumente erfordert.
Insbesondere wirtschaftlich schwächere, meist ländliche Regionen können durch verstärkten Wissensaustausch, technischer Unterstützung und – natürlich – großflächigen Investitionen profitieren. Durch die Bündelung von finanziellen Mittel aus kohäsionspolitischen und energiepolitischen Töpfen können Investitionen verstärkt und dabei Fortschritte in beiden Politikfeldern erzielt werden. Schwerpunkt dabei muss sein, die finanziellen Mittel in die Regionen mit dem höchsten Bedarf zu lenken und sicherzustellen, dass die positiven Effekte auch in diesen Regionen bleiben. Innovative Konzepte wie Energiegemeinschaften können dabei einen wichtigen Beitrag leisten, indem lokale Akteure sowohl mitwirken als auch profitieren können.
Wirtschaftlich stärkere städtische Regionen stehen vor unvorhergesehenen Herausforderungen, die ein proaktives Management erfordern. Das Risiko, wirtschaftlichen Wohlstand zu gefährden, stellt ihr Engagement für die Energiewende in Frage. Eine weiter gedachte Kohäsionspolitik, ausgestattet mit geeigneten Instrumenten, ist daher gefragt, um sowohl den vertraglichen Auftrag für wirtschaftliche Konvergenz als auch die breite Unterstützung für die Energiewende sicherzustellen.
Städtischen Regionen mangelt es zwar meist nicht an finanziellen Mitteln, doch sind sie häufig eingeschränkt in ihrem Potenzial zur Gewinnung erneuerbarer Energie. Ländliche Regionen hingegen mangelt es allzu oft an finanziellen Mitteln, weisen aber großes Potenzial zur Erzeugung erneuerbarer Energie aus. Kooperationen könnten also der Schlüssel für eine Energiewende zum Vorteil aller Regionen sein: Städtische Regionen können ihren Bedarf an erneuerbarer Energie abdecken, während ländliche Regionen die dringend benötigte Investitionssicherheit zum Ausbau erneuerbarer Energie bekämen. Das Konzept der Renewable Energy Partnerships von Interreg zeigt auf, wie derartige Kooperationen in der Praxis umgesetzt werden könnten.
Der Erfolg des europäischen Green Deal geht über das schnelle Erreichen von Klimaneutralität hinaus. Es muss verhindert werden, dass Regionen während dieser Transformation zurückfallen. Gelingt dies nicht, ist nicht nur die breite Unterstützung für den Green Deal gefährdet, sondern auch der Klimaschutz und der europäische Zusammenhalt. Der Kohäsionspolitik kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, um einen erfolgreichen Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft zu gewährleisten.