Die Bürgermeister der Kommunen aus dem Programm „Engagierte Stadt“ – angesiedelt bei der Körber-Stiftung – sind am 22. März im Bundesfamilienministerium zusammengekommen. Das Ministerium liegt in der Berlin Glinkastraße und der russische Komponist Glinka wurde auch gleich bemüht: „Es ist das Volk, das die Musik schafft; wir Musiker arrangieren sie nur“. Dieses Zitat ließe sich doch bestens auf den Umgang eines Bürgermeisters mit Engagement in seiner Kommune übertragen. Das fand Bürgermeisterin Verena Hergenröder aus dem sächsischen Ebersbach-Neugersdorf. Und 33 andere Verwaltungschefs aus dem ganzen Bundesgebiet, von Rheinfelden an der Schweizer Grenze bis zu Flensburg im hohen Norden, sahen das ähnlich: Als Dienstleister der Bürger, als Scharnier zwischen Bürgerschaft und Verwaltung, als Anker und Rückgrat für Engagement beschrieben sie ihre Rolle für lokales Engagement.
Beim Bürgermeistertreffen ging es vor allem darum, wie bürgerschaftliches Engagement vor Ort funktioniert, welchen Rahmen es braucht und wie Verantwortungsgemeinschaften vor Ort wachsen können. 34 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister folgten der Einladung. Dr. Heiko Geue, Leiter der Grundsatzabteilung im BMFSFJ, beschrieb, wie stolz man im Ministerium auf die „Engagierte Stadt“ sei, mit der Neuland beschritten worden sei: Trisektorale Förderung, Konzentration auf die Infrastruktur für Engagement – und das alles mit Respekt vor dem Eigensinn der Zivilgesellschaft. Im Programm sei es exzellent gelungen, lokale Engagementnetzwerke zu fördern, ohne dass sich die Förderer thematisch einmischten.
Dr. Christoph Emminghaus von der SysponsGmbH präsentierte einige Evaluationsergebnisse: Lediglich 30% der Engagierten Städte verfügen demnach bereits über eine eigene Verwaltungseinheit zur Engagementförderung. Engagierte Städte haben aber immer dann bessere Chancen, z.B. ihre Kerngruppen zu vergrößern, wenn die Verwaltung mit an Bord ist. Und sie erreichen zu 20% besser ihre selbst gesteckten Ziele, wenn sie auch die lokale Wirtschaft einbinden können. Die Potenziale gemeinsamen Wirkens als strategisches Grundkonzept der Engagierten Stadt stellte Uwe Amrhein von Generali Deutschland vor. Er plädierte dafür, nicht einzelne Engagementprojekte zu fördern, sondern „Ökosysteme für Engagement“ vor Ort zu schaffen, mit denen man jeder Herausforderung mit einer stabilen Struktur begegnen könne.
Dann trugen die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen selbst an runden Tischen ihre Erfahrungen zusammen, wie vor Ort Kooperationen gelingen können: Prozesse müsse man ergebnisoffen gestalten, man brauche gute Steuerung, aber auch Arbeitsteilung und eine transparente Kommunikation. Und die Politik als Partner? Viele Bürgermeister verwiesen auf eine angespannte Finanzsituation. „Aber wir können immer Türöffner sein“, so Kaufbeurens Bürgermeister Bosse, der allerdings selbst auch eine eigene Abteilung zur Stärkung und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in seiner Stadt etabliert hat. In zehn Jahren sei „Kaufbeuren-aktiv“ als Koordinierungszentrum zur festen Größe in der Stadt geworden. Eine Einrichtung, die sich bewähre und sogar rechne, könne sie sich doch auch erfolgreich um Förderung bewerben.
Plattformen für den laufenden Austausch mit Bürgern, Engagementlotsen in der Verwaltung oder der Bürgermeister als Gestalter und Moderator. Vieles wird in vielen Orten schon erprobt. Und „es tut sich immer mehr, wenn es der Chef ernst nimmt“, bilanzierte abschließend Moderator Dr. Christoph Eichert, selbst ehemaliger Oberbürgermeister. Ehrenamt brauche Hauptamt – und das sei der Beitrag der Kommunen.
Gemeinsam mehr erreichen – mit diesem Vorsatz beschreitet das bundesweite Netzwerkprogramms "Engagierte Stadt" einen neuen Weg bei der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland. Die Initiatoren sind die Bertelsmann Stiftung, die BMW-Stiftung, die Herbert Quandt Stiftung, die Körber-Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, der Generali Zukunftsfonds und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Programmträger ist die Körber-Stiftung.