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Olu Eletu/unsplash.com (Public Domain); Lucid. Berlin

, Studie: Indische Unternehmen investieren strategischer in Deutschland als früher

In der Vergangenheit waren indische Firmen hierzulande vor allem als "Schnäppchenjäger" für Übernahmen in der Metall- und Automobilindustrie bekannt. Mit wachsender internationaler Erfahrung stoßen sie zunehmend gezielt in deutsche Hochtechnologiebranchen vor.

Derzeit erzielen indische Firmen in Deutschland knapp 70 Prozent ihrer Umsätze in den arbeitsintensiven Sektoren der Metall- und Automobilindustrie (40 beziehungsweise 29 Prozent). Die traditionell starke indische IT-Dienstleistungsindustrie ist hingegen nur mit einem Umsatzanteil von neun Prozent präsent. Doch der Zugang zu deutschen Hochtechnologieprodukten und der Marke "Made in Germany" wird für die Wirtschaft des asiatischen Landes immer wichtiger, wie unsere Studie belegt. 

Für die Studie befragten wir CEOs indischer Großunternehmen. Vier von fünf CEOs sagen, dass neue Innovationsideen aus Deutschland ein wichtiger Grund sind, um bei uns zu investieren. Das spiegelt sich auch in den indischen Investitions- und Übernahmezielen der letzten sechs Jahre wider: Ein Fünftel der indischen Übernahmen fand im deutschen Automobilzulieferersektor statt, ein Drittel im Maschinenbau.

Exportnation Deutschland profitiert von indischen Investitionen

Die Exportnation Deutschland profitiert von den Investitionen indischer Unternehmen. Deutsche  Firmen können dadurch engere Bande zum asiatischen Zukunftsmarkt knüpfen, das Innovationspotential indischer Firmen nutzen und bekommen einen besseren Zugang zu indischen Fachkräften.

"Um Deutschland für ausländische Investoren weiterhin attraktiv zu halten, sind staatliche Anreize wie beispielsweise steuerliche Erleichterung bei Abschreibungen in technologie-intensiven Branchen wie der Automobil- und IT-Industrie notwendig", betont Murali Nair, Indien-Experte der Bertelsmann Stiftung. Hinzu komme, dass jeder zweite befragte indische CEO die Steuer- und Abgabesituation in Deutschland kritisch sieht. Nur 17 Prozent geben an, damit gar kein Problem zu haben. Das deutsche Steuer- und Sozialabgabesystem sollte daher stärker an andere westeuropäische Staaten angeglichen werden.

Durch den Brexit wird Deutschland für Indien als Investitionsstandort attraktiver

Wie sich indische Investitionen in Deutschland weiterentwickeln werden, hängt wesentlich vom deutschen Standortmarketing ab. Aber auch die politischen Entwicklungen rund um den kommenden Brexit haben starken Einfluss: Noch tätigt die indische Wirtschaft 46 Prozent ihrer europäischen Investitionen in Großbritannien. Schon auf Platz zwei aber folgt mit 17 Prozent Deutschland.

90 Prozent der befragten indischen CEOs sind der Meinung, dass der Brexit die Attraktivität Deutschlands als Investitionsstandort erhöhen und somit Volumen und Vielfalt indischer Investitionen hierzulande begünstigen wird.

Die Interviews mit den indischen Führungskräften zeigen, dass indische Firmen und deren Beschäftigte in Deutschland vor allem die hohe Lebensqualität zu im europäischen Vergleich erschwinglichen Preisen schätzen. Daher lohnt es sich, nicht nur mit "klassischen" Argumenten wie gute Infrastruktur und politische Stabilität, sondern auch mit "weichen" Standortfaktoren wie hohe Lebensqualität, Internationalität und Sicherheit um indische Firmen und Fachkräfte zu werben.

Hintergrundinformationen

Die Studie "Indian Investments in Germany – Prospects for Shared Prosperity" entstand in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) und dem Indischen Industrieverband CII. Sie untersucht Investitionen, die seit 2010 von indischen Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Euro Jahresumsatz in Deutschland getätigt wurden.

Die Studie stützt sich sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Ergebnisse. Von EY wurden quantitative Analysen auf Grundlage von kommerziellen Datenbanken (Mergermarkets, European Investment Monitor, Markus, Amadeus, Dafne), Industrie- und Marktreports (Marketline, The Economist Intelligence Unit) und öffentlichen Statistikämtern (Destatis, Eurostat) durchgeführt. Ergänzt wurden die Daten durch 32 standardisierte Interviews mit CEOs von führenden indischen Unternehmen. So konnten auch persönliche Meinungen zu indischen Investitionen in Deutschland in die Studie einfließen.

Publikationen

Publikation: Indische Investitionen in Deutschland