Chinas Nachbarn zufolge wird das Land trotz seiner derzeitigen wirtschaftlichen Probleme auch weiterhin eine starke politische und militärische Rolle in Asien spielen, zeigt unser neuer Asia Policy Brief.
Der wirtschaftliche und politische Aufstieg Chinas eröffnet für seine asiatischen Nachbarn zahlreiche Chancen, stellt sie jedoch zugleich vor große Herausforderungen. Die meisten asiatischen Länder wollen von Chinas wirtschaftlicher Stärke profitieren, müssen jedoch parallel den hieraus resultierenden politischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen begegnen. In der aktuellen Ausgabe unseres Asia Policy Briefs erörtert Jabin T. Jacob, Assistant Director und Fellow am Institute of Chinese Studies (ICS) in Delhi, Indien, die Beziehungen wichtiger asiatischer Staaten zur Volksrepublik vor dem Hintergrund des dortigen Konjunktureinbruchs. Im Mittelpunkt seiner Analyse stehen Chinas wirtschaftliche Stärke und sein verstärktes militärisches Engagement in der Region.
Jacob betont die ungebrochene wirtschaftliche Macht Chinas und argumentiert, dass der gegenwärtige Abschwung das chinesische Interesse am Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu anderen Ländern nicht zu beeinträchtigen scheint; ebenso wenig wie die Bereitschaft Chinas, in den territorialen Konflikten der Region militärische Stärke zu demonstrieren. Chinas selbstbewusstes Auftreten und seine Kreativität angesichts des Abschwungs zeigen sich am deutlichsten in der Seidenstraßen-Initiative "One Belt, One Road" (OBOR), die dem Ausbau von Infrastruktur und Investitionen dienen soll. Dieses Vorhaben hat dazu beigetragen, in vielen asiatischen Ländern die Opposition gegen China zu spalten und Anreize geschaffen, die Beziehungen zur Volksrepublik auszubauen.
Mehr als alles andere hinterlässt Chinas energisches Auftreten im Ost- und Südchinesischen Meer bei vielen seiner Nachbarn den Eindruck, dass das Land – Abschwung hin oder her – nach wie vor eine Großmacht, ja eine Bedrohung ist, mit der man rechnen muss. In Ländern wie Indien und Japan bestätigt dies bestehende Befürchtungen, während die ASEAN-Staaten infolge des zweischneidigen chinesischen Vorgehens gespalten sind.
Chinas Wirtschaftsabschwung scheint auch seine nach außen gerichteten militärischen Ambitionen nicht beeinträchtigt zu haben. Im Gegenteil: "Sollte sich die Rezession verschärfen", meint Jacob, "könnte sich die chinesische Führung noch mehr auf militärische Drohungen stützen, um Nationalismus zu schüren und so von innenpolitischen Problemen abzulenken." Chinas asiatische Nachbarn wären davon nicht überrascht.
In den Asia Policy Briefs analysieren namhafte Autoren und Experten der Bertelsmann Stiftung Entwicklungen in Asien und ihre Folgen für Deutschland und Europa. Sie geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zu aktuellen Ereignissen und Trends in den bedeutendsten Ländern Asiens. Weiterhin entwickeln sie Konzepte, wie Politik und Gesellschaft auf den Wandel angemessen reagieren können.
Den aktuellen Asia Policy Brief können Sie hier herunterladen.