Ein parallel zum Internet existierendes Breitbandnetzwerk zählt zu den größten Erfolgsfaktoren für Digital Health in Schweden. Das Königreich landet auf Platz 7 im Ranking. Für nahezu alle Bürger gibt es eine elektronische Patientenakte. In Sachen Interoperabilität hat Schweden aber noch Ausbaupotenzial.
Schweden zählt zu jenen Ländern, die sich schon sehr früh dazu entschieden haben, auf Digital Health zu setzen, und war eines der ersten Länder mit einer dezidierten Gesamtstrategie. Deren konsequente Umsetzung hat dazu geführt, dass Schweden neben Estland, Israel und Portugal eines der am weitesten ausgebauten digitalen Gesundheitssysteme hat: Als nationales System für den Austausch von Gesundheitsdaten dient Sjunet, ein Breitbandnetzwerk, das parallel zum Internet existiert, und über das sämtliche medizinischen Informationen übertragen werden können.
Sjunet bildet somit die Basis für sämtliche digitalen Gesundheitsdienstleistungen. Daran angeschlossen sind sämtliche Einrichtungen in allen 21 Landkreisen sowie der Dienst für E-Rezepte und die schwedische elektronische Patientenkurzakte für den schnellen und übersichtlichen Austausch von Patienteninformationen in Notfällen. Auch für telemedizinische Videokonferenzen und Teleradiologie etwa wird das Netzwerk bereits genutzt.
Im Gegensatz zur Kurzakte werden elektronische Patientenakten (ePAs) regional von verschiedenen Anbietern angeboten. Das führt noch zu Problemen. Denn bis heute teilen sich fünf Unternehmen den ePA-Markt, die aber ihre digitalen Akten so konzipieren, dass ein überregionaler Austausch zunächst nicht möglich ist. Jeder Landkreis verfügt so über eine eigene ePA und lediglich zwischen 25 bis 50 Prozent aller Systeme sind in der Lage, untereinander Daten auszutauschen. Gleichwohl: Die Abdeckung mit ePAs ist landesweit sehr hoch: 2014 lag sie bereits bei 96 Prozent. Insgesamt ist die Dokumentation von Gesundheitsdaten in allen Versorgungssektoren digital.
Strategie
2006 legte die schwedische Regierung erstmals eine konkrete Digital-Health-Strategie vor, 2010 wurde sie aktualisiert. Aktuell trägt sie den Titel „Vision for Health 2025“. Ihr Hauptfokus liegt auf der Interoperabilität und Systemintegration bestehender Anwendungen sowie auf der Vereinheitlichung von regionalen und nationalen Systemen. Dazu gehören:
- Einführung nationaler Standards,
- Errichtung einer nationalen IT-Infrastruktur zum Austausch von Gesundheitsdaten zwischen allen Regionen,
- Entwicklung eines Gesundheitsinformationsportals,
- Anpassungen von Gesetzen und Regulierungen an aktuelle Trends der Datenverarbeitung.
Rahmenbedingungen und regulatorische Faktoren
Die 2014 gegründete schwedische eHealth Agency eHälsomyndigheten ist für die Entwicklung der nationalen IT-Infrastruktur für E-Rezepte und der nationalen elektronischen Patientenakte zuständig. Zudem verantwortet sie die Investitionen für Digital Health sowie die Umsetzung der Digital-Health-Strategie. Gesetzliche Rahmenbedingungen für Interoperabilität und Datenschutz liegen in der Verantwortung des Nationalrats für Gesundheit und Wohlfahrt.
Erfolgsfaktoren
Der politische Wille, Digital Health im Land voranzutreiben, sowie die intensive Beteiligung der verschiedenen Akteure und Einbindung der Endanwender, ist seit langem stark ausgeprägt und in den nationalen Strategien verankert. Grundlage für den Digitalisierungserfolg war der frühe Aufbau schneller (Glasfaser-)Netze sowie von Sjunet, dem Breitbandnetzwerk für medizinische Einrichtungen. Auch die rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung sind umfassend.
Weitere Informationen über den Digitalisierungsstand in Schweden stehen unten zum Download bereit.