Patientenkurzakten für Notfälle, elektronische Rezepte und eine in Teilen bereits funktionsfähige Gesundheitsdatenplattform bringen Portugal einen mittleren Rang im Digital-Health-Ranking ein. Dabei ist das Land für den Ausbau von Digital Health bereits bestens aufgestellt. Der starke politische Wille des Gesundheitsministeriums macht sich in vielen Bereichen bemerkbar.
Obwohl sich Portugal mit Platz 8 im Mittelfeld des Digital-Health-Rankings befindet, hat das Land in vielen Bereichen für den weiteren Ausbau von Digital Health bereits sehr gut vorgesorgt. Und so liegt Portugal deshalb im Sub-Index „Digital Readiness“ weiter vorne auf Rang 6. Neben Estland, Schweden und Israel besitzt es eines der am weitesten digital ausgebauten Gesundheitssysteme.
Insbesondere eine ambitionierte Gesundheitsdatenplattform sticht dabei hervor. Sie soll die elektronische Patientenakte (ePA), eine Patientenkurzakte, die gesammelte Daten übersichtlich zusammenfasst und in Notfällen schnell verfügbar macht, sowie andere E-Health-Dienste in einem Portal vereinigen und ist in Teilen bereits funktionsfähig. Auch die Interoperabilität ist in vielen Bereichen besser ausgebaut als in anderen Ländern. Rezepte auf Papier gibt es nicht mehr und auch Patientenkurzakten werden bereits sehr häufig von verschiedenen Versorgern abgerufen.
Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung sind bereits im nationalen Gesundheitsinformationsnetzwerk erfasst, an das jede Gesundheitseinrichtung angeschlossen ist. Insgesamt beträgt der Verbreitungsgrad von Software für die digitale Erfassung von Gesundheitsdaten mehr als 75 Prozent. Dennoch sind noch einige Hürden zu überwinden. So sind etwa bisher weniger als 25 Prozent der ePA-Systeme oder andere Gesundheitsregister in der Lage, miteinander zu kommunizieren.
Strategie
Die nationale Strategie für das Gesundheitsinformationsnetzwerk „ENESIS 2020“ verfolgt ein übergeordnetes Ziel: Die Wirtschaftlichkeit des gesamten Gesundheitssystems soll durch Digital-Health-Anwendungen verbessert werden. Bereits 2009 gründete die Regierung dafür die Digital-Health-Agentur SPMS mit dem Vorhaben, bis 2012 jeden Bürger mit einer elektronischen Patientenakte auszustatten. Später kam der Plan hinzu, eine Gesundheitsplattform für Gesundheitsdaten sowie eine Patientenkurzakte zu entwickeln und einzuführen. Diese Ziele hat Portugal bereits 2012 erreicht. Darüber hinaus fokussiert sich die „IKT-Vision 2020“ unter anderem auf die Schwerpunkte Integration und Interoperabilität.
Rahmenbedingungen und regulatorische Faktoren
Portugal ist zentralistisch organisiert, das heißt, die Regionen haben kaum Befugnisse im Bereich Gesundheit. Telemedizin, mHealth, die Gesundheitsplattform sowie die Einführung eines nationalen Netzwerks zum Austausch von Gesundheitsinformationen fallen strategisch und konzeptionell in den Verantwortungsbereich der Agentur SPMS. Sie ist auch für die Formulierung der Strategien sowie deren Umsetzung verantwortlich. 2017 umfasste das Gesamtbudget der Digitalagentur knapp 600 Millionen Euro - 200 Millionen davon wurden in internationalen sowie nationale Digital-Health-Projekte und Initiativen investiert.
Erfolgsfaktoren
Es herrscht starke politische Bereitschaft, Digital-Health in Portugal über das Gesundheitsministerium voranzutreiben, und unterstützt nationale Programme mit finanziellen Mitteln. Die zum Ministerium gehörende Digital-Health-Agentur sorgt für eine effektive Umsetzung von Projekten - nicht nur national, sondern auch auf europäischer Ebene: Das Land hat bereits nationale Rahmenbedingungen geschaffen, um patientenbezogene Daten mit anderen Ländern der EU austauschen zu können.
Weitere Informationen über den Digitalisierungsstand in Portugal stehen unten zum Download bereit.