Polen bildet das Schlusslicht des Digital-Health-Rankings, knapp hinter Deutschland: Insbesondere bei der tatsächlichen Nutzung von digitalen Gesundheitsdiensten schneidet unser Nachbarland schlecht ab, und der digitale Datenaustausch auf nationaler Ebene ist quasi nicht existent. Einer der Hauptgründe sind große finanzielle Lücken.
Ob E-Rezept, elektronische Patientenakte, digitaler Datenaustausch, elektronische Medikationsliste oder ein Gesundheitsportal: In Polen ist bisher keine dieser Digital-Health-Lösungen national ausgereift oder implementiert. Zwar haben sich Politik und Versorger auf eine grundsätzliche Digital-Health-Strategie sowie einen konkreten Fahrplan einigen können. Doch insbesondere die mangelnde Finanzierung erschweren unserem Nachbarland eine konsequente Umsetzung: Die meisten Gelder stammen aus EU-Fonds, die mittlerweile jedoch ausgelaufen sind, und die Finanzkrise hatte im Land zu drastischen Sparmaßnahmen der Regierung geführt. Und so belegt Polen Platz 17 im Digital-Health-Ranking, direkt nach Deutschland.
Immerhin: Auf regionaler Ebene fließen weiterhin EU-Fördermittel für Digital-Health-Projekte, sodass einzelne Provinzen einige Fortschritte zu verzeichnen haben. Von allen Krankenhäusern in Polen tauschen knapp ein Drittel ihre Daten elektronisch mit anderen Versorgern aus - allerdings lediglich regulär über die Krankenhausakten und nicht über interoperable Systeme. Bis dahin dürfte es auch noch ein weiter Weg sein: Nur zwischen 25 bis 50 Prozent aller Ärzte nutzen überhaupt Software für die elektronische Dokumentation - ein deutlicher Indikator für mangelnde IT-Ausstattung.
Strategie
Polen orientiert sich strategisch vornehmlich an den Aktionsplänen der EU. Aktuell existiert die Digital-Health-Strategie 2018 bis 2022. Zu den darin vorgesehenen Zielen zählen unter anderem ein Internetportal mit Zugang zu Gesundheitsinformationen, ein E-Rezept-Dienst sowie eine elektronische Patientenakte. Allerdings fehlt es dafür bisher noch an Implementierungsplänen, einheitlichen Standardisierungsvorgaben sowie an einem gesetzlichen Rahmen für einen transnationalen Datenaustausch.
Rahmenbedingungen und regulatorische Faktoren
Das polnische Gesundheitsministerium verantwortet die Entwicklung, Überwachung, Einführung und Finanzierung von Strategien und Projekten der digitalen Gesundheit. Zudem treibt auch das Ministerium für Digitalisierung E-Health-Projekte voran. Zuständig für die technische Infrastruktur ist das Nationale Zentrum für Gesundheitsinformationssysteme CSZIOZ. Neben national geförderten Projekten führen die polnischen Provinzen meist eigene Projekte durch.
Erfolgsfaktoren
Die einzige nationale Dienstleistung, die seit Beginn der Finanzierung von Digital-Health-Projekten durch die EU bisher fertiggestellt wurde, ist eine Plattform für medizinische Aufzeichnungen. Sie beinhaltet ein elektronisches Archiv, das die Speicherung und Langzeitarchivierung von Dokumenten in elektronischer Form ermöglicht. Zudem sind telemedizinische Dienste zumindest gesetzlich erlaubt, wobei sie noch nicht als abrechenbare Leistung anerkannt werden.
Weitere Informationen über den Digitalisierungsstand in Polen stehen unten zum Download bereit.