Blutdruckkontrolle bei Patient

Digitale Dolmetscher-Hilfe für Ärzte ausgezeichnet

Wenn Arzt und Patienten nicht die selbe Sprache sprechen, ist das ein Problem. Eine mögliche Lösung: Dolmetscher per Video. Das Pilotprojekt "Flüchtlinge verstehen" testet diesen Ansatz und wurde dafür jetzt mit einem Preis ausgezeichnet. Die Stiftung evaluiert das Projekt.

Die medizinische Versorgung von Flüchtlingen stellt das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen. Eine ganz praktische: die Sprachbarriere. Der Arzt spricht nicht die Sprache des Patienten, der Patient nicht die des Arztes. Dolmetscher sind oft schwer zu organisieren. Eine erfolgreiche Behandlung ist damit in vielen Fällen erschwert oder gar unmöglich.

Das Pilotprojekt "Flüchtlinge verstehen" will Abhilfe schaffen. Es bietet Ärzten eine einfache Möglichkeit, Dolmetscher beim Behandlungsgespräch hinzuziehen – per Videokonferenz über das Internet. Umgesetzt wird das Projekt von der Plattform arztkonsultation.de, die Bertelsmann Stiftung evaluiert den Ansatz.

Medizin-Management-Preis für innovativen Ansatz

Das Projekt wurde jetzt in Berlin mit dem sogenannten Medizin-Management-Preis ausgezeichnet. Damit zeichnet der Medizin-Management-Verband jährlich Innovationen aus, die laut Jury "helfen, die Potenziale der Gesundheitsbranche zu wecken". In der Endauswahl setzte sich das Projekt gegen 13 Mitbewerber durch.

"Eine schöne Bestätigung des Ansatzes", sagt Uwe Schwenk, Programmdirektor bei der Bertelsmann Stiftung. "Der Einsatz von Video-Dolmetschern ist zum einen eine ganz pragmatische Lösung für eine konkrete Herausforderung in der aktuellen Situation. Zum anderen erkennt man hier, wie Technologien grundsätzlich dazu beitragen können, die Versorgung zu verbessern", so Schwenk. Generell sei Video eine gute Ergänzung zum bestehenden Arzt-Patienten-Kontakt. Das habe auch eine Analyse der Stiftung gezeigt.

Video-Dolmetscher sind eine pragmatische Lösung für eine konkrete Herausforderung. Zudem erkennt man, wie Technologien grundsätzlich die Versorgung verbessern können.

Uwe Schwenk, Programmdirektor "Versorgung verbessern - Patienten informieren"

Im Rahmen des Pilotprojekts können sich niedergelassene Ärzte kostenfrei für den Service registrieren und über einen Webbrowser Dolmetscher in verschiedenen Sprachen, unter anderem Arabisch und Englisch, hinzuschalten. Die Stiftung evaluiert derzeit die Akzeptanz und die wahrgenommene Wirksamkeit bei Ärzten, Dolmetschern und Patienten. Ziel ist es, Empfehlungen für den weiteren Einsatz abzuleiten.