Die Bevölkerungsalterung ist derzeit der Haupttreiber des demografischen Wandels in Deutschland: Sie wird sich trotz der gestiegenen Geburten- und Zuwanderungszahlen bis 2035 stark beschleunigen und auch anschließend voraussichtlich nicht wieder zurückgehen. Der Bedarf an öffentlichen Versorgungsleistungen wie z.B. Pflege, Rente oder Pensionen nimmt dadurch stark zu. Gleichzeitig brechen durch weniger Beitrags-, Steuerzahler und Fachkräfte die Funktionsgrundlagen des Wohlfahrtsstaates weg und entstehen negative Folgen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Eine der größten Herausforderungen des demografischen Wandels liegt darin, dass die Folgen der Bevölkerungsalterung in den Versorgungssystemen und -infrastrukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge – z.B. im Renten-, Gesundheits- oder Pflegesystem – parallel zueinander auftreten werden und sich gegenseitig verschärfen. Um vor diesem Hintergrund auch in Zukunft soziale und wirtschaftliche Teilhabe generationenübergreifend und für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten, müssen diese Systeme demografieresilient gemacht, d.h. den Anforderungen des demografischen Alterungsprozesses entsprechend angepasst und durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen stabilisiert werden.
Die anhaltende ökonomische Hochphase in Deutschland scheint dagegen derzeit die absehbaren strukturellen Herausforderungen zu überdecken, die aus der beschleunigte Bevölkerungsalterung in den kommenden Jahrzehnten erwachsen werden. Geplante Reformen wie etwa die „doppelte Haltelinie“ vermitteln zudem den Eindruck trügerischer Sicherheit, obwohl notwendige und langfristig wirkende Reformen längst hätten in die Wege geleitet werden müssen.