weißes Fragezeichen vor blauen Hintergrund

Der Arbeitsmarkt in der Corona-Krise - wie schlimm wird es wirklich?

Damit der Austausch über aktuelle arbeitsmarkt- und sozialpolitische Fragestellung auch in Zeiten des social distancing fortgeführt wird, fand die etablierte Dialogreihe „Nachgefragt“ erstmals in virtueller Form statt. Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Inputs und anschließenden Diskussion standen die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und mögliche arbeitsmarktpolitische Instrumente.

Inhalt

Unter dem vieldiskutierten „Brennglas“ der Corona-Krise haben sich viele gesellschaftliche Missstände und Ungleichheiten verstärkt – so auch auf dem Arbeitsmarkt. Die Auswirkungen und strukturellen Verschiebungen, mit denen in Zukunft auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu rechnen ist, standen im Mittelpunkt des ersten Webinars der Dialogreihe „Nachgefragt“.

Als InputgeberInnen gingen Bettina Kohlrausch, Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, Andreas Peichl, Leiter des ifo Zentrums für Makroökonomik und Befragung und Ulrich Walwei, Vizedirektor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf folgende Leitfragen ein:

  • Wie tief wird der Einbruch auf dem Arbeitsmarkt?
  • Wer ist besonders betroffen? Welche Branche, welche ArbeitnehmerInnen?
  • Was müssen wir für eine rasche Erholung des Arbeitsmarktes tun? Welche arbeitsmarktpolitischen Instrumente braucht es?

Die aktuellen Zahlen lassen auf eine wirtschaftliche Entwicklung in Form eines „V“s hindeuten. Kommt es in den nächsten Monaten zu keiner zweiten Infektionswelle, wird die Wirtschaft glimpflich davonkommen. Nichtsdestotrotz ist die Corona-Krise die schwerste Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik, die vor allem die Schwachstellen im System aufzeigt.

Dabei sind manche Branchen, wie z.B. das Gastgewerbe und ArbeitnehmerInnengruppen besonders hart von der Krise getroffen. Es gebe nun das Potenzial, dass sich die sozialen Ungleichheiten, die schon vor der Krise existierten und sich auch auf dem Arbeitsmarkt zeigen, sich nun deutlich verschärfen. Aus den aktuellen Entwicklungen ergebe sich auch die Gefahr der Schwächung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und zunehmender Tendenzen der Retraditionalisierung.

Es brauche nun eine Reihe von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten, um eine rasche Erholung des Arbeitsmarktes zu erzielen. Neben der aktuellen Krise gelte es zeitgleich auch die Herausforderungen des strukturellen Wandels zu adressieren. Hierfür benötige es neben konjunkturellen auch investive Arbeitsmarktpolitiken.

Bei der anschließenden Diskussion mit den teilnehmenden VertreterInnen aus Politik, Wissenschaft sowie der Sozialpartnerschaft und der Medien stand neben der aktuellen Datenlage im Hinblick auf verlässliche Arbeitsmarktprognosen vor allem die Debatte um das Instruments des Kurzarbeitergelds im Mittelpunkt.

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Zur Dialogreihe

Mit der Dialogreihe Nachgefragt möchte das Projekt Beschäftigung im Wandel regelmäßig aktuelle arbeitsmarkt- und sozialpolitische Fragestellungen mit EntscheiderInnen sowie StakeholderInnen und MultiplikatorInnen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren. Im Zentrum der Veranstaltungen steht jeweils eine prägnante Frage, die durch aktuelle Studienergebnisse aus der Projektarbeit hinterlegt ist und gemeinsam mit InputgeberInnnen vor dem Hintergrund aktueller arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Entwicklungen diskutiert wird.