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Kommentar: Digitalisierung - Wie viele Jobs gehen uns wirklich verloren?

Der technologische Wandel scheidet die Geister. Während unter Optimisten von einem digitalen Wirtschaftswunder die Rede ist, prognostizieren Digitalisierungs-Gegner das Ende der Arbeit. Wie wird der Arbeitsmarkt der Zukunft aussehen? Wie viele Berufe werden der Digitalisierung zum Opfer fallen?

 

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Die Digitalisierung ist angekommen - Big Data, The Internet of Things und Croudsourcing sind an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl der Schlagworte, die zunehmend auch im öffentlichen Diskurs an Aufmerksamkeit gewinnen. Doch welche Auswirkungen der technische Fortschritt zukünftig auf den Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsentwicklung insgesamt nehmen wird, darüber gehen die Meinungen und Abschätzungen deutlich auseinander. 

„49% der Jobs werden in den nächsten 15 Jahren allein in den USA dem technologischen Wandel zum Opfer fallen“, lautete das Urteil von Osborne und Frey im Jahr 2013. Diese seither viel zitierte Studie der Oxford-Forscher ermittelt auf Basis von Experteneinschätzungen die Automatisierungswahrscheinlichkeit amerikanischer Berufe. Ausgeschlossen von der Substitution durch Maschinen und Software sind laut den Autoren lediglich Tätigkeiten, die auf kreativer oder sozialer Intelligenz beruhen. Ein ähnliches Bedrohungsszenario lieferte Jeremy Bowles im Jahr 2014 für Europa und Deutschland. Demnach muss in Deutschland jeder Zweite um seinen Arbeitsplatz fürchten.

Potenziale der Digitalisierung nutzen

Entwarnung gibt hingegen eine aktuelle Studie des ZEW, die durch einen genaueren Blick hinter die verwendeten Methoden der Studien das vorausgesagte Arbeitsmarkt-Desaster relativiert. So seien Berufe durch unterschiedliche Tätigkeiten geprägt, die nicht alle gleichermaßen durch technologische Substitution gefährdet sind. Zudem wird das Potenzial des digitalen Fortschritts durch Experten häufig zu hoch eingeschätzt, während die menschliche Anpassungsfähigkeit deutlich unterschätzt wird. So zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass im Zuge von technischen Innovationen nicht nur Berufe weggefallen - sondern auch zahlreiche neue entstanden sind.

Darüber hinaus entstehen durch das Wegfallen von körperlich schweren Arbeiten und Routinetätigkeiten neue Freiräume für Tätigkeiten, die nicht durch den Einsatz von Software und Robotern ersetzt werden können. Flexible Arbeitszeiten und mehr Selbstbestimmtheit könnten zukünftig unseren Arbeitsalltag positiv gestalten. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft erwartet zukünftig keine negativen Beschäftigungseffekte. In einer Befragung von 1.394 Unternehmen gaben die am stärksten digitalisierten Unternehmen an, auch zukünftig weiterhin Personal aufstocken zu wollen.

Bildung als Garant für den erfolgreichen Wandel

Unabhängig davon wie hoch die Beschäftigungseinbußen tatsächlich ausfallen werden, Einigkeit besteht vor allem darin, dass insbesondere die niedrig bis mittelqualifizierten Segmente eine hohe Automatisierungswahrscheinlichkeit aufweisen. Verbleibende und neu entstehende Berufe verlangen nach höheren Qualifikationen und erhöhen somit nicht nur den Anpassungsdruck an die einzelnen Erwerbstätigen, sondern auch an unser Bildungs- und Sozialsystem. So wird die Sicherung der langfristigen Beschäftigungsfähigkeit auch maßgeblich davon abhängen, wie schnell es den Akteuren aus Staat und Wirtschaft gelingt, den neuen Anforderungen des digitalen Wandels zu begegnen.

 Autor: Sarah Kebbedies