Ein Schüler bastelt etwas gemeinsam mit seiner Lehrerin.
© Andreas Nowak/Tri-Ergon Film GbR

Jakob Muth-Preisträger 2010: Heinrich-Zille-Grundschule in Berlin

Die Berliner Heinrich-Zille-Grundschule liegt im Bezirk Kreuzberg und setzt sich seit 20 Jahren für Inklusion ein. In sechs Jahrgängen werden täglich 396 Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam unterrichtet. Hier treffen Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Schichten zusammen; ein großer Teil der Schülerschaft kommt aus armen Familien, mehr als die Hälfte der Kinder hat einen Migrationshintergrund, 12 Prozent haben einen Förderbedarf. Angesichts dieser Herausforderungen ist die durchschnittliche Quote von über 40 Prozent Gymnasialempfehlungen der Schule herausragend. Durch veränderte Unterrichtskonzepte ist es der Schule gelungen, der Abwanderung bildungsnaher Familien entgegenzuwirken: der Akademikeranteil bei den Eltern beträgt 25 Prozent. Die Zufriedenheit der Eltern mit der Schule ist sehr ausgeprägt.

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Eine Besonderheit der Heinrich-Zille-Grundschule sind die Lernstandsdiagnosen für Schulanfänger. Förderpläne werden für die Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf, sprachlichen Defiziten sowie Lern- und Verhaltensauffälligkeiten erstellt. In den Klassen 1-3 wird jahrgangsgemischt unterrichtet. Dem Prinzip der inneren Differenzierung folgend wird so viel wie möglich im Klassenverband gelernt. Angebote gibt es für leistungsschwache und –starke Kinder; von der Schule entwickelte „Lernstraßen“ helfen beim Lesen, Schreiben und im Fach Mathematik dabei, dass jeder in seinem Tempo und auf seine Weise den Stoff erarbeiten kann. Halbjährlich sind die Schülerinnen und Schüler gefragt, mit Hilfe von Selbsteinschätzungsbögen ihre Leistung zu bewerten. In der Klassenstufe 1-3 gilt die verbale Beurteilung als Zeugnisform. Leistungsanforderungen werden durch individuelle Wochenpläne, Stationsaufgaben und differenzierte Klassenarbeiten mit der Schülerschaft vereinbart. In einer wertschätzenden Umgebung und im partnerschaftlichen Umgang miteinander lernen die Kinder, ihre Zeit selbst zu organisieren und Verantwortung für ihr eigenes Lernen zu übernehmen. Für Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache gibt es Unterricht in „Deutsch als Zweitsprache“.

Teamarbeit und eine lebendige Kommunikationskultur prägt das Miteinander der Lehrkräfte. Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Sonderpägagogen und den Therapeuten.
Die Schule evaluiert ihre Arbeit regelmäßig selbst, befragt dazu auch die Schüler und Eltern und entwickelt sich dadurch ständig weiter. In den unteren Klassen wird mit einem Patenmodell gearbeitet. Dabei übernehmen die älteren Schüler eine Mentorenrolle für die jüngeren Schüler oder für Schüler mit besonderem Förderbedarf. Dadurch erweitern sie ihre Sozialkompetenzen. Zum sozialen Lernen und zur Demokratieerziehung zählen die Schulversammlungen. Sie werden von der Schülerschaft weitestgehend selbstständig geplant, durchgeführt und weiterentwickelt. Aktuelle Themen oder die Würdigung besonderer Schülerleistungen stehen hier auf der Agenda.

Die Schule ist eine offene Ganztagsschule mit vielfältigen Angeboten für den Nachmittag. Ein besonderer Fokus der pädagogischen Arbeit an der Schule liegt im kreativ-musischem Bereich. Es gibt eine Theater-AG und jedes Jahr findet eine große Theateraufführung statt, die auch von engagierten Eltern mitgestaltet wird. Die Elternbeteiligung an der Schule ist insgesamt sehr ausgeprägt. Sie bringen sich aktiv in Projekte ein und gestalten das Schulleben mit. Erst kürzlich ist auf dem Schulhof eine Kletterwand von künstlerisch versierten Eltern erstellt worden. Die Schule organisiert themenorientierten Elterncafés z.B. zur gewaltfreien Erziehung oder den Umgang mit Medien.

Die Schule ist im Stadtteil aktiv und war Gründungsmitglied, der durch das Quartiersmanagement initiierten Bildungsinitiative. Der Förderverein „Zille-Schule und Nachbarschaft e.v.“ engagiert sich nicht nur für die Schule, sondern das Umfeld. Die Schule arbeitet aktiv mit den Kitas und den Oberschulen im Bezirk zusammen, um den Kindern und Jugendliche gute Übergänge zu ermöglichen.

Die Schulportraits sind jeweils zum Zeitpunkt der Verleihung des Jakob Muth-Preises entstanden und bilden die Schule zu dem entsprechenden Zeitpunkt in ihrer pädagogischen und didaktischen Arbeit ab. Inzwischen können sich Änderungen ergeben haben. Wir bemühen uns, die Webadressen aktuell zu halten.

Kontakt:

Heinrich-Zille-Grundschule
Waldemarstraße 118
10997 Berlin
Sekretariat@heinrich-zille.schule.berlin.de
www.heinrich-zille-grundschule.de

Schulleitung zum Zeitpunkt der Bewerbung: Inge Hirschmann