Im Gegensatz zu Pro-Europäern sind europakritische populistische Parteien im Internet kaum miteinander vernetzt. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die die Verbindungen zwischen 988 antieuropäischen Webseiten in sechs Ländern untersucht hat. Die Anti-Europäer sind auch in ihren nationalen Netzöffentlichkeiten isoliert.
Auch im Internet gibt es ein paneuropäisches Netzwerk derjenigen, die das vereinte Europa bauen. "Das Netz der Proeuropäer ist nicht nur numerisch stärker. Es ist auch stark miteinander verknüpft", sagt Isabell Hoffmann, Projektmanagerin der Bertelsmann Stiftung. In Frankreich und Deutschland kommen auf 651 integrationsfreundliche Webseiten 251 integrationsfeindliche Webseiten. Es bestehen nicht nur Verbindungen, auch der Austausch zwischen den Pro-Europäern funktioniert. Sie formen ein europaweites Netzwerk, in dem Ideen, Meinungen, Konzepte und Informationen gehandelt werden.
Die Anti-Europäer sind im Netz isoliert
Dagegen gibt es kein paneuropäisches Netzwerk derjenigen, die dieses Europa ablehnen. Zwischen 988 Webseiten in sechs Ländern bestehen gerade mal vier Verbindungen. Die Anti-Europäer sind aber nicht nur im europäischen Netz isoliert, sie sind es auch in ihren nationalen Öffentlichkeiten. Weder Marine le Pen noch Geert Wilders noch Beppe Grillo sind Meinungsführer ihrer nationalen Online-Debatten. Ausnahme ist die United Kingdom Independence Party (UKIP) um den Briten Nigel Farage, der sich auf ein breites Netzwerk und eine aktive Zivilgesellschaft stützen kann.
In Deutschland dominieren die Pro-Europäer
In Deutschland dominieren die Pro-Europäer das Internet zu 80 Prozent. Nur 73 Webseiten von 349 Internetseiten verbreiten europaskeptische Inhalte. Das stärkste integrationskritische Netzwerk hat die Alternative für Deutschland (AfD), das zweitstärkste die NPD. Im Gegensatz zur AfD ist das Netzwerk der NPD allerdings isoliert. Die AfD ist es nicht. Keine andere Partei ist durch Verknüpfung und Erwähnung mit den deutschen Online-Medien so eng verbunden wie die AfD.
Zivilgesellschaft sehr schwach
Dramatisch ist die Abwesenheit der Zivilgesellschaft in den proeuropäischen Netzwerken. In Deutschland machen ihre Seiten gerade einmal 5,4 Prozent aller erfassten Seiten aus. Die großen Institutionen und Parteien dominieren das Netz und hätten die Macht, die europäische Zivilgesellschaft ohne Kosten, Aufwand und Risiko sichtbar zu machen. Es mangelt weder an Ideen noch an Initiativen. Es sind meistens junge Europäer, die sich für Europa engagieren wollen. Was ihnen fehlt, ist nicht unbedingt Geld. Sie brauchen Anerkennung von und Vernetzung mit den Internetseiten großer Institutionen und Parteien.
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat die Internetpräsenz und -aktivitäten der antieuropäischen Populisten analysiert und visualisiert. In sechs europäischen Ländern – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Italien und Polen – wurden alle relevanten europakritischen Internetseiten erhoben, ihre Vernetzung erfasst und das Maß an Interaktion zwischen ihnen bestimmt. Für Deutschland und Frankreich wurde zu Vergleichszwecken auch das Netz der Proeuropäer untersucht. Insgesamt wurden 1638 Internetseiten betrachtet.
Weitere Informationen finden Sie im Spotlight Europe "Im Netz der Populisten", das Sie als Publikation rechts herunterladen können.