Ob in der Wirtschaft, im Bildungs- und Gesundheitswesen, in der IT-Branche, im Dienstleistungsgewerbe oder in der Verwaltung – viele Menschen erleben eine zunehmende Arbeits- und Informationsverdichtung, eine rasche Abfolge von Veränderungsprozessen und eine stetige Zunahme von Komplexität. Viele spüren, dass sie für diese vielfältigen Anforderungen nicht ausreichend gerüstet sind. Sie haben das Gefühl, nur mit Mühe und Not im turbulenten Strom ihres Alltags mitschwimmen zu können. Worauf ist das zurückzuführen?
Mit dem Übertritt in die Wissens- und Informationsgesellschaft haben wir Menschen uns in gewisser Weise auf ein Wildwasser eingeschifft. Informationsflut, Beschleunigung, Anpassungsdruck sind nur einige Wörter, die diese neue Welt beschreiben. Mit den Turbulenzen, die dieser neue Alltag mit sich bringt, müssen wir erst lernen umzugehen. Eines der auffälligsten Symptome für die Überlastung, die viele Beschäftigte spüren, ist der rasante Anstieg der psychosozialen Erkrankungen in Deutschland, aber auch in anderen Industrienationen. Diese Entwicklung zeigt sehr deutlich: Das Gleichgewicht zwischen Herausforderung und Kompetenz zur Bewältigung ihrer Aufgaben ist bei vielen Menschen, in Teams, aber auch in ganzen Organisationen außer Balance geraten.
Neben den aufrüttelnden Zahlen von Krankheitstagen und Frühverrentungen schlägt stetig mehr das Phänomen des Präsentismus zu Buche: Mitarbeiter sind zwar körperlich im Unternehmen anwesend, aber ihr Verstand, ihr Herz und ihre Seele sind nicht wirklich greifbar. Ihre Leistungsfähigkeit und ihre Leistungsbereitschaft liegen weit unter dem erwünschten Niveau. Auch hier liegt die Ursache häufig in einer Unausgewogenheit zwischen Anforderung und Kompetenz. Diese Entwicklung ist auch für die Beschäftigten nicht angenehm. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist sie sogar äußerst bedeutsam, denn Präsentismus kostet Unternehmen sehr viel Geld.