Wir leben in einer zerrissenen Welt. Sie wird erschüttert durch eine Reihe von Krisen: Kriegen, Klimawandel, COVID-19. Dies hat weitreichende Folgen. Lieferketten brechen zusammen. Wirtschaftliche Turbulenzen erschüttern Unternehmen und Verbraucher:innen. Internationale Beziehungen werden auf harte Proben gestellt, die liberalen Demokratien geraten weiter unter Druck. Wie können Respekt, Verlässlichkeit und gegenseitiges Verständnis in solch heraufordernden Zeiten gestärkt werden, um einen faktenbasierten und themenbezogenen Austausch wieder aufzunehmen? Darüber haben 32 Teilnehmer:innen beim diesjährigen Salzburger Trilog diskutiert. Das Thema lautete: "How to Heal a Torn World? - Respect, Trust, Reliability and Mutual Understanding".
Liz Mohn, Präsidentin des nach ihr benannten Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung, wies in ihrer Eröffnungsrede darauf hin, dass vor fünf Jahren der österreichische Altkanzler Wolfgang Schüssel bei der Konferenz den Begriff des "Ring of Fire" rund um Europa angesichts der Konflikte in Nordafrika, im Nahen Osten und in Osteuropa prägte. "Heute scheinen wir mehr denn je von einem 'Ring of Friends' weit entfernt. Denn wir leben in einer zerrissenen Welt. (…) Wir alle müssen uns der Frage widmen, wie wir mehr Einigkeit und Gemeinsamkeit in einer immer komplexeren Welt schaffen und sichern können. Das geht nicht ohne Regeln, die eingehalten werden und um die wir - sachbezogen und diplomatisch - immer wieder ringen müssen." Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssten sich weltweit weiter verändern, erklärte Liz Mohn weiter. "Dementsprechend muss sich auch die Demokratie weiterentwickeln. Sie muss fortgeschrieben werden. Wir müssen im sachbezogenen Dialog neue Partnerschaften gründen, in denen Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft mehr zusammenarbeiten."
Moderiert wurden die beiden Diskussionsrunden von Wolfgang Schüssel. "Natürlich stehen wir vor einer Vielzahl von Krisen, die ein gemeinsames und kluges Handeln der Weltgemeinschaft erfordern. Die Weltordnung, wie wir sie kennen, ist jedoch zunehmend gefährdet. Folglich ist auch unser politisches System mit seinen Regeln und Praktiken unter Druck geraten, was die Beziehungen destabilisiert und die Vorhersehbarkeit einschränkt. Wenn wir Frieden sowie freien Personen- und Warenverkehr erreichen und bewahren wollen, müssen wir das derzeitige Regelwerk, das unsere internationale Zusammenarbeit und unser Zusammenleben bestimmt, überdenken."