Die Unterstüzter:innen der Initiative.

#StopptKinderarmut liefert Einblicke in das Leben in Armut

Unsere Stiftung hat in den vergangenen Wochen die Initiative #StopptKinderarmut mit Unterstützung zahlreicher kinder- und familienpolitischer Organisationen durchgeführt. Denn mehr als jedes fünfte Kind erlebt in Deutschland Armut. Prominente Influencer:innen haben sich in Videos zu Wort gemeldet und ihre eigenen Armutserfahrungen geteilt. Die vielen Reaktionen der jungen Menschen darauf zeichnen ein differenziertes Bild davon, was es in Deutschland bedeutet, in Armut aufzuwachsen.

Foto Antje Funcke
Antje Funcke
Senior Expert Familie und Bildung

Zahlreiche Prominente wenden sich mit einem Offenen Brief an die Politik und Öffentlichkeit und fordern: #StopptKinderarmut. Unter den Fürsprecher:innen sind die Influencer:innen Hatice Schmidt, Leeroy Matata, Anderson, JustCaan, Kati Karenina, Kicki Yang Zhang, MrTrashpack, Simon Will oder der Musiker Matondo Castlo. Auch andere bekannte Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens bringen ihre Unzufriedenheit mit dem Maß an Kinderarmut in Deutschland zum Ausdruck - u.a. Nina Bott, Frank Buschmann, Katja Burkard, Tyron Ricketts, Balbina, Hans Sarpei, Jasmin Wagner oder Timur Ülker. In dem Brief fordern die Prominenten, Kinderarmut zu ent­stigmatisieren und politisch zu bekämpfen.

Dem Offenen Brief vorausgegangen war seit Anfang August eine ganze Reihe von Videobei­trägen zahlreicher prominenter YouTuber:innen, in denen diese eigene Armutserfahrungen schildern und ihre Community motivieren, sich selbst zum Thema Kinderarmut zu äußern. Die insgesamt sechs Videos wurden seitdem von mehr als einer halben Million jungen Menschen angesehen und haben eine Fülle an Reaktionen hervorgerufen – sowohl in den sozialen Netzwerken als auch in Form ausführlicher Beiträge in der Kommentarfunktion der Videos. Für Vorstandsmitglied Jörg Dräger ist die Social-Media-Initiative eine neue und gewinn­bringende Erfahrung: "Armut darf nicht stigmatisieren. Mit der Initiative #StopptKinderarmut werden junge Menschen ermutigt, offener über ihre Erfahrungen zu sprechen."

Großes Mitgefühl und viel Respekt auf Seiten der Jugendlichen

Im Rahmen der Initiative haben sich viele Jugendliche geöffnet und ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema Armut zum Ausdruck gebracht. Dabei wurden unterschiedliche Aspekte deut­lich: So waren viele junge Menschen dankbar, dass prominente Vorbilder ihre eigenen Armutser­fahrungen offen geteilt haben. Das Gefühl, das Tabuthema ansprechen zu können, wurde als sehr hilfreich empfunden. Zudem drückten viele Jugendliche aus, wie gefangen sie – und ihre Familien – sich in der Armutssituation fühlen, wie schwer der Ausweg ist – und wie unverschuldet das Abrutschen in Armut war. Gerade ihren Eltern zollen viele junge Menschen Respekt, die trotz widriger Umstände, alles für ihre Kinder geben. Zahlreiche Reaktionen der jungen Menschen veröffentlichen wir anonymisiert in einer Broschüre.

Die Bildungsinitiative MESH Collective hat in unserem Auftrag die Initiative umgesetzt. Head of, MESH Julia Althoff zeigt sich bewegt von der Offenheit der jungen Menschen: "Armut bestimmt den Alltag von 2,8 Millionen Kindern in Deutschland. Mit der Social-Media-Initiative #StopptKinderarmut haben diese Kinder eine Plattform erhalten und wir hoffen, dass auch die Politik hingesehen hat." Dräger bekräftigt: "Jetzt ist der Zeit­punkt, um gegen Kinderarmut vorzugehen." Eine Kindheit sei zu kurz, als dass die Politik noch Jahre warten könnte.

Mit Teilhabegeld gegen Kinderarmut

Dräger schlägt vor, mit einem Teilhabegeld gegen Kinderarmut vorzugehen. Ziel müsse es sein, unbürokratisch den Kindern, Jugendlichen und Familien Unterstützung zukommen zu lassen, die auf Hilfe angewiesen sind. Ihre Bedarfe für gutes Aufwachsen, Bildung und Teil­habe müssen gedeckt werden, wenn das Einkommen Zuhause nicht reicht. Eine Bündelung bestehender familienpolitischer Leistungen zu einer einzigen Maßnahme sei ein erster und wichtiger Schritt. Er begrüßt deshalb, dass sich einige Parteien mit einer Kindergrundsicherung auf den Weg machen.