"Unsere Demokratie kann auf existenzielle Bedrohungen reagieren, und zwar schnell, entschieden und kraftvoll. Wir sind gemeinsam in der Lage, in kürzester Zeit umzusteuern, gewohnte Pfade zu verlassen und auch unter Ungewissheitsbedingungen zu entscheiden, notfalls Irrtümer einzuräumen und zu korrigieren", so der Bundespräsident.
Als Zwischenbilanz konstatierte der Bundespräsident einen gelungenen "gesellschaftlichen Kraftakt", der nicht mit starker Hand erzwungen, sondern aus Solidarität und Verantwortungsbewusstsein geleistet worden sei. Vertrauen, Vernunft, Meinungsvielfalt und Solidarität seien die Stärken unserer Demokratie, die sich in unserer gemeinsamen Reaktion auf das Virus gezeigt hätten. Gleichzeitig habe derzeit bereits eine grundlegende Auseinandersetzung um die Zukunft unserer Gesellschaft begonnen, die vor allem, so Bundespräsident Steinmeier, eines bräuchte: den "Willen zum Umsteuern" für eine zukunftsfeste Europäische Union, für den Schutz von Gesundheit und Frieden, für eine zukunftsorientierte Klimapolitik und für die Schaffung von mehr globaler Gerechtigkeit. Wie die Welt nach der Corona-Krise werde, sei offen; wie sie werden sollte, darüber müsse in der Demokratie gestritten und entschieden werden unter der Bedingung von Gleichheit und Freiheit.
Damit leitete der Bundespräsident die Diskussion ein, zu der er Herta Müller (Autorin und Literaturnobelpreisträgerin), Rainer Forst (Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Daniel Ziblatt (Eaton Professor of the Science of Government an der Harvard University) eingeladen hatte.