Weiterbildungspotenziale vor Ort besser nutzen
Wie gut Kreise und kreisfreie Städte ihre strukturellen Voraussetzungen für Weiterbildung nutzen, erfasst die sogenannte Potenzialausschöpfung, also die Analyse, ob das örtliche Weiterbildungspotenzial genutzt wird. Ausgehend von den wirtschaftlichen und soziostrukturellen Daten der verschiedenen Kreise und kreisfreien Städte haben die Forscher dabei berechnet, wie hoch die Weiterbildungsbeteiligung in einer Region im Deutschlandvergleich eigentlich sein müsste. Regionen, in denen die Menschen einen geringeren Bildungsstand haben und die Wirtschaftsstruktur schwächer ist, haben demnach ein geringeres Potenzial als jene mit vielen Akademikern und einer brummenden Wirtschaft. Beim Weiterbildungspotenzial wird eine Region also an ihren eigenen Möglichkeiten gemessen. Demnach bilden sich in Baden-Württemberg rund 20 Prozent mehr Menschen fort als zu erwarten wäre. In Berlin aber bleibt die Weiterbildungsbeteiligung um 23 Prozent hinter den Möglichkeiten zurück. In Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise bilden sich im bundesvergleich wenige Menschen weiter, doch das Bundesland schöpft sein Potenzial voll aus. Hamburg und Brandenburg hingegen bleiben recht deutlich hinter den Erwartungen. Prof. Josef Schrader, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung sagt zu den Ergebnissen der Potenzialanalyse: "Wenn man in Rechnung stellt, was mit der jeweiligen Bevölkerung und Wirtschaftskraft möglich wäre, zeigt sich der ungenutzte Handlungsspielraum." Zugleich empfiehlt Prof. Schrader, genauer zu erforschen, was auf kommunaler Ebene zu einer hohen und was zu einer niedrigen Weiterbildungsquote führt: "Vor Ort kann am besten entschieden werden, welche kommunal- und landespolitischen Maßnahmen positiv auf die Weiterbildungsbeteiligung wirken." Der Deutsche Weiterbildungsatlas zeigt, dass auch jene Kommunen, in denen eher wenige Menschen Angebote zur Weiterbildung wahrnahmen, die Quote verbessern konnten: im Landkreis Fürstenfeldbruck und in Zweibrücken, Soest und Chemnitz beispielsweise stieg die Weiterbildungsbeteiligung in den letzten Jahren deutlich.