"Es ist etwas ins Rutschen geraten", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schon in seiner Eröffnungsrede und setzte damit einen wichtigen Akzent für die Diskussion. Für das vierte "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie" hatte der Bundespräsident nicht nur ein grundlegendes Thema, sondern auch ein besonderes Datum gewählt: Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkündet. Auf den Tag 69 Jahre später diskutierte der Bundespräsident mit der italienischen Politikwissenschaftlerin Donatella della Porta, dem belgischen Historiker und Gründer der Bürgerrechtsplattform "G1000" David van Reybrouck und dem deutschen Rechtswissenschaftler Christoph Möllers über die Frage, wie es zur Krise der Demokratie gekommen ist und welche Rezepte die Gesellschaft dagegen finden könne.
Am Tag des Grundgesetzes definierte der Bundespräsident die Rolle der Verfassung: Auch, wenn die verfassungsmäßige Ordnung Grundlage für eine funktionierende Demokratie sei, so lebe das demokratische Gemeinwesen hauptsächlich von Demokratinnen und Demokraten, so Steinmeier. Es brauche Menschen, die bereit seien, sich zu engagieren, die den Anderen als Gleichen respektieren und das eigene Interesse nicht absolut setzen. Das setze laut Steinmeier auch "ein Interesse am Gemeinwesen und den Mut zum Kompromiss voraus." Er betonte: "Demokratie ist nicht, Demokratie wird ständig."