Ein Mann läuft eine Straße im syrischen Homs entlang. Links und rechts stehen die Ruinen von fast vollständig zerstörten Häusern.

Bürgerkrieg in Syrien: Licht am Ende des Tunnels?

Nach fünf Jahren Bürgerkrieg liegt Syrien in Trümmern. Hunderttausende Tote, Millionen Flüchtlinge, sich ausbreitender islamistischer Terror und ein zerfallenes Staatsgebiet lautet die verheerende Bilanz. Durch syrische Flüchtlinge sind die Schrecken des Krieges mittlerweile auch bei uns angekommen. Wie kann eine Eindämmung des Konflikts gelingen?  

Seit den 1980er Jahren stauten sich in Syrien viele Probleme und Konflikte auf, die schließlich zu einer Revolte von Teilen der Bevölkerung gegen die Assad-Diktatur führten. 2011 brachen friedliche Massenproteste aus – zunächst in abgeschiedenen Gebieten und dann in den Metropolen des Landes. Machthaber Assad ließ die Proteste gewaltsam beenden und provozierte damit einen Bürgerkrieg.

Syrien befindet sich mittlerweile im sechsten Kriegsjahr. Mehr als 250.000 Menschen sind tot, 13,5 Millionen – und damit über die Hälfte der Bevölkerung – auf der Flucht und große Teile der Infrastruktur zerstört. Das Land ist in Einflusszonen rivalisierender und sich mit brutaler Gewalt bekämpfender Gruppen zerfallen. Die Lage in den Flüchtlingscamps der Nachbarstaaten ist sehr schwierig. Dort mangelt es den Vereinten Nationen an Geld und Ausrüstung, um die syrischen Flüchtlinge menschenwürdiger versorgen zu können.   

Aus dem Bürger- ist längst ein komplexer Stellvertreterkrieg geworden. Saudi-Arabien und Katar wollen die sunnitische Mehrheit im Land stärken und Irans Einfluss in der Region zurückdrängen. Teheran hat sich deshalb zusammen mit Russland auf die Seite des Assad-Regimes geschlagen, das sich als Schutzmacht der alawitischen Minderheit (schiitisches Spektrum) betrachtet. Die Türkei wiederum will in erster Linie ein zusammenhängendes Kurdengebiet an ihrer Grenze verhindern, während die USA im "Islamischen Staat" (IS) die größte Bedrohung sehen und deshalb die Terrormiliz aus der Luft bombardieren.

Zuletzt gab es allerdings vage Hoffnung: Im Zusammenspiel von Washington und Moskau gelangen durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates die Verständigung auf einen politischen Fahrplan für Syrien und am 27. Februar ein Waffenstillstand. Doch dieser wird nur teilweise eingehalten und die zahlreichen in den syrischen Bürgerkrieg involvierten Staaten und Gruppierungen erschweren eine diplomatische Lösung.

Will die internationale Gemeinschaft einer Eindämmung oder gar Beilegung des Syrien-Konflikts näherkommen, muss sie daher Lösungsansätze für die verschiedenen Dimensionen des Krieges finden. Ein Beispiel: Um das Misstrauen zwischen den diversen Ethnien und Konfessionen zu überwinden, sollten unter der Führung der Vereinten Nationen Sicherheitsgarantien für die verschiedenen Gruppierungen ausgesprochen werden. Nur wenn die humanitäre Lage sich dramatisch verbessert, der regionale Ansatz zur Vertrauensbildung und Konfliktlösung ausgebaut wird und ein neues Syrien mehr soziale, politische und ökonomische Teilhabe verspricht, werden geflohene Syrer langfristig in ihre Heimat zurückkehren können, um gemeinsam das Land und die Gesellschaft wiederaufzubauen.

Die vierte Ausgabe unserer Reihe "Fakten zur Europäischen Dimension von Flucht und Asyl" beleuchtet die aktuelle Situation in Syrien, verdeutlicht, welche Macht-Rivalitäten eine Konfliktlösung behindern und zeigt auf, mit welchen konkreten Maßnahmen das Leid der Bevölkerung kurzfristig gelindert und der Krieg langfristig beendet werden kann.

Über unsere Analyse-Reihe

Unsere Reihe "Fakten zur Europäischen Dimension von Flucht und Asyl" widmet sich in regelmäßigen Abständen einem vom Thema Flüchtlinge betroffenen Staat. Neben der Flüchtlings- und Menschenrechtslage wird der Demokratisierungsgrad des jeweiligen Landes unter die Lupe genommen, das Verhältnis zur Europäischen Union beleuchtet und gefragt, wie künftige Kooperationsmöglichkeiten mit Brüssel aussehen können. Die bisherigen Ausgaben beschäftigten sich mit der Türkei, der Ukraine und Libyen.

Die komplette Analyse zu Syrien finden Sie in der rechten Spalte.