Mittelschicht nutzt die freie Grundschulwahl am intensivsten
Eltern mit niedrigem Bildungsstatus und solche mit Migrationshintergrund wählen für ihre Kinder meistens die nahegelegene Grundschule. Weniger als 19 Prozent von ihnen suchen eine andere als die zuständige Schule aus. Sie sind in der Regel nur eingeschränkt mobil und bewegen sich überwiegend im eigenen Wohnbezirk. Auch Eltern mit hohem Sozialstatus machen von der freien Schulwahl eher seltener Gebrauch, da sie meist in sozial homogenen Einzugsbereichen wohnen.
Es sind vor allem Eltern aus der Mittelschicht, die die freie Grundschulwahl nutzen. Ist die zuständige Grundschule der Kinder sozial benachteiligt, wird diese von Eltern mit hoher oder mittlerer Bildung gemieden. Lediglich jede dritte Familie mit hoher oder mittlerer Bildung schickt ihr Kind auf eine sozial benachteiligte Schule.
Bessere Ausstattung von Schulen in sozialen Brennpunkten ist dringend notwendig
Für die kommunale und landesweite Gestaltung der nordrhein-westfälischen Schullandschaft ist es wichtig, mehr über das elterliche Wahlverhalten zu wissen. Dieses Verhalten hat die Schulentwicklungsplanung erschwert. Behörden können nicht mehr mit jährlich verlässlichen Schülerzahlen kalkulieren.
Die Studie rät, die soziale Struktur der Schulen landesweit transparent zu machen. Damit könnten die Weichen gestellt werden, um eine unterschiedliche Ressourcenverteilung zu begründen. Über einen Sozialindex könnten benachteiligte Schulen besser mit überzeugenden pädagogischen Konzepten, Ressourcen und guten Lehrern ausgestatten werden, um mit dieser gewonnenen Qualität auch bildungsaffine Eltern zu überzeugen.
Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, stellt klar: Schulen in sozialen Brennpunkten brauchen mehr Lehrkräfte, einen verbindlichen Ausbau des Ganztags und die interdisziplinäre fachliche Unterstützung bei den Herausforderungen der Inklusion und Migration. Nur dann könnten sie ihren Bildungsauftrag mit den definierten Anforderungen zufriedenstellend im Sinne der Bildungsziele wahrnehmen, so Mohn.