anika.sina.laudien@bertelsmann-stiftung.de
+49(5241)81-81246
Europäische Unternehmer fühlen sich im Wettbewerb mit Asien benachteiligt
"Made in Europe" unter Druck: In den letzten Jahren holten asiatische Schwellenländer wie China und Indien kräftig auf. Mit innovativen Technologien und Geschäftsmodellen fordern ihre Firmen die europäische Konkurrenz heraus. Die Wettbewerbsbedingungen finden Europas Unternehmer zunehmend unausgewogen – und wünschen sich stärkere politische Unterstützung.
Asiens aufstrebende Wirtschaftsmächte setzen auf Innovation und fordern "Made in Europe" zunehmend heraus. Aus Sicht europäischer Unternehmensführer gerät der Wettbewerb mehr und mehr in Schieflage. Der Eindruck: Während ihre asiatischen Konkurrenten – insbesondere jene in China – kräftige Rückendeckung von der Politik genießen, könnte sie daheim stärker ausfallen. Das zeigt unsere Studie, für die wir Topmanager großer europäischer Unternehmen befragten.
Rund ein Viertel der europäischen Unternehmer fürchtet, wegen asiatischer Konkurrenz finanzielle Probleme zu bekommen
61 Prozent der befragten Unternehmensführer gaben an, dass sie im Wettbewerb mit asiatischen Konkurrenten von ihrer Regierung bisher gar nicht oder nur wenig unterstützt werden. Ganz anders, so die Wahrnehmung, die Lage in Asien: 72,5 Prozent der Befragten fühlen sich durch die politische Unterstützung, die asiatische Unternehmen bekommen, benachteiligt. Ein Drittel spricht sogar von "beachtlichen Nachteilen".
Etwas mehr als ein Viertel der europäischen Unternehmer rechnet damit, durch die asiatische Konkurrenz auf Dauer finanzielle Probleme zu bekommen. In Deutschland befürchtet das gar ein Drittel der Befragten. Neun Prozent der befragten deutschen Firmenmanager halten es außerdem für möglich, von einem asiatischen Konkurrenten aufgekauft zu werden.
Um "Made in Europe" zu stärken, muss die Politik bessere Rahmenbedingungen schaffen
Aus den Umfrage-Ergebnissen folgert unsere Studie: Die europäischen Regierungen sollten schnell aktiv werden, um Europa als Innovationsstandort zu stärken und Unternehmen vor unfairem Wettbewerb zu schützen. Deutschland könnte mit gutem Beispiel vorangehen und Forschung und Entwicklung noch stärker fördern. Gemeinsam mit ihren europäischen Partnern muss die Bundespolitik außerdem offene Märkte durchsetzen und von ihren asiatischen Kollegen faire Wettbewerbsbedingungen und einen effektiven Schutz geistigen Eigentums einfordern. Außerdem braucht es eine Migrationspolitik, die Deutschland zu einem attraktiveren Standort für internationale Wissenschaftler und Entwickler macht.
Asiatische Konkurrenz kommt aus vielen Schwellenländern und Branchen
Als größte Konkurrenten empfinden europäische Unternehmer derzeit die expandierenden Konzerne aus China und Indien. Doch auch Firmen aus anderen Staaten wie Malaysia, Indonesien oder den Philippinen machen zunehmend Druck. Als innovativster asiatischer Wirtschaftszweig gilt der IT-Sektor, gefolgt von der Elektrotechnik, der Medizintechnik, dem Maschinenbau und der Automobilindustrie. Die Gründe für die wachsende Innovationskraft von Asiens Schwellenländern: Nicht nur ihre Regierungen unterstützen sie. Sie profitieren auch vom starken Ausbau des Bildungssystems und der schnellen Übernahme neuer Technologien.
Wie Europas Unternehmer dem Konkurrenzdruck aus Asien begegnen wollen
Bisher fühlen sich Europas Unternehmen dem Wettbewerb mit China, Indien und Co. noch gewachsen. Damit das so bleibt, planen fast alle weitere Strategien und Maßnahmen: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen will künftig ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ausweiten. Rund ein Viertel möchte sich verstärkt um asiatische Partner bemühen.
Der deutsche Mittelstand, traditionell das Rückgrat des Innovationsstandorts Deutschland, stehe durch den Aufschwung Asiens vor einem grundlegenden Kulturwandel, sagt Bernhard Bartsch, Asien-Experte der Bertelsmann Stiftung. Diese Veränderungen müssten viel ernster genommen werden als bisher – sonst könnten Deutschland und Europa den Anschluss verlieren, mahnt Bartsch. Wichtig seien gleiche Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer.
Die komplette Studie mit Grafiken finden Sie hier.