Frontansicht eines Containerschiffs, das an einem Verladekran vor Anker liegt.

In Deutschland und den USA wächst die Skepsis gegenüber TTIP

Vom Freihandel profitieren alle – so das verlockende Versprechen, als 2013 der Startschuss für die Verhandlungen zur Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) fiel. Doch mittlerweile sinkt sowohl in Deutschland als auch in den USA der Rückhalt für das geplante Abkommen, wie unsere neue Umfrage zeigt.

In der Exportnation Deutschland wird das geplante transatlantische Freihandelsabkommen TTIP immer stärker hinterfragt. Nur rund jeder fünfte Deutsche ist der Meinung, dass es eine gute Sache ist. Jeder Dritte lehnt das Abkommen ab. In den USA wiederum ist nur eine Minderheit der Bevölkerung gegen TTIP. Doch immer mehr US-Amerikaner fühlen sich nicht ausreichend darüber informiert. Dies sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, das für uns in den USA und Deutschland Bürger zu den Themen TTIP und Freihandel befragt hat.

Im Vergleich zu einer Umfrage der Bertelsmann Foundation aus dem Jahr 2014 hat in Deutschland die Zustimmung zu TTIP deutlich abgenommen. Sprachen sich vor zwei Jahren noch 55 Prozent dafür aus, sind es heute nur noch 17 Prozent. Zugleich stieg die Zahl derjenigen, die das Abkommen ablehnen, von 25 auf 33 Prozent. Doch nicht nur TTIP, sondern auch die Idee des Freihandels im Allgemeinen wird immer unpopulärer: 2014 befürwortete ihn noch eine deutliche Mehrheit von 88 Prozent. Heute sind es nur noch knapp 56 Prozent der Deutschen. Mehr als ein Viertel lehnt ihn gänzlich ab.

"Beim Exportweltmeister schwindet der Rückhalt für Handelsabkommen. Der Handel ist ein wesentlicher Motor der deutschen Wirtschaft. Wird er geschwächt, könnte nicht nur die Wirtschaftskraft, sondern auch der deutsche Arbeitsmarkt ins Stottern geraten."

Aart De Geus, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

Teil der Deutschen fühlt sich nicht ausreichend über TTIP informiert

Die ablehnende Haltung vieler Deutscher gegenüber TTIP lässt sich vor allem durch die Angst vor schlechteren Produkt-, Verbraucherschutz- und Arbeitsmarktstandards erklären. Rund die Hälfte der Befragten glaubt, dass TTIP negative Folgen für den Verbraucherschutz haben könnte. Für 27 Prozent droht dem Wirtschaftswachstum durch das Abkommen ähnliches. Auch die Informationspolitik zu TTIP wird vielfach als unzureichend angesehen: 30 Prozent der Deutschen fühlen sich nicht ausreichend über das Abkommen informiert.

 

"Die Menschen befürchten einen 'race to the bottom' infolge von TTIP. Freihandelsabkommen bieten aber auch Chancen: Wenn Standards auf dem jeweils höchsten Niveau etabliert werden, können Abkommen auch Vorbildcharakter für gute Regulierung entfalten."

Aart De Geus, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

USA: Starker Zuspruch für Freihandel, doch die Verunsicherung über TTIP wächst

In den USA ist das Stimmungsbild zu TTIP und der Idee des Freihandels differenzierter als in Deutschland. Auch hier hat die Zustimmung zu TTIP im Vergleich zu 2014 deutlich abgenommen. Befürworteten das Abkommen seinerzeit noch 53 Prozent der US-Amerikaner, halten es heute nur noch 15 Prozent für eine gute Sache. Zwar sank die Zahl derer, die TTIP ablehnen, von 20 auf 18 Prozent. Zugleich stieg aber die Verunsicherung darüber an: Rund die Hälfte der US-Bürger fühlt sich nicht ausreichend über TTIP informiert. Die Zustimmung zum Freihandel im Allgemeinen ist in den USA dagegen stabil und sogar gewachsen: 82 Prozent der Befragten sehen ihn positiv - eine Steigerung gegenüber 2014 von 11 Prozent.

Keine klare Ablehnung oder Befürwortung, aber vielfach Uninformiertheit: TTIP polarisiert, doch offenbart bei Deutschen und US-Amerikanern kein klares Meinungsbild.

Mehrheit der Deutschen und US-Amerikaner befürwortet Intensivierung des bilateralen Handels

Im Gegensatz zur Skepsis gegenüber TTIP steht eine Mehrheit der Deutschen und der US-Amerikaner einer Intensivierung des bilateralen Handels beider Staaten positiv gegenüber. 69 Prozent der Befragten in den USA halten einen verstärkten Handel mit der Bundesrepublik für eine gute Sache. In Deutschland sind es 61 Prozent. Das Freihandelsabkommen TTIP, das auch den Warenaustausch beider Länder intensivieren soll, kann von dieser positiven Grundeinstellung nicht profitieren.

Die komplette Umfrage finden Sie hier.