Deutschland ist EU-weit Schlusslicht bei der Bearbeitung von Asylanträgen. Ende 2014 warteten einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge 221.195 Flüchtlinge auf eine endgültige Entscheidung über ihren Asylantrag. Mit steigender Tendenz: Ende Februar 2015 waren es nach Angaben von Eurostat bereits 10 Prozent mehr.
"Asylbewerber und Kommunen bleiben zu lange im Ungewissen", so Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung. Durchschnittlich 7,1 Monate betrug 2014 die Bearbeitungsdauer von Asylanträgen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Für Flüchtlinge aus bestimmten Ländern war die Wartezeit sogar deutlich länger: Bei Afghanen betrug sie durchschnittlich 16,5 und bei Pakistani sogar 17,6 Monate.
Die fehlende Planungssicherheit erschwert Flüchtlingen eine schnelle Eingliederung in den hiesigen Arbeitsmarkt. Geht es nach einer repräsentativen Meinungsumfrage der Bertelsmann Stiftung wollen dies aber 84 Prozent der Deutschen den Zuwanderern ermöglichen.
Deutschland hinkt bei der Bearbeitung von Asylanträgen europaweit hinterher
2014 hatten in Deutschland 202.645 Menschen Antrag auf Asyl gestellt. Zusätzlich waren noch 134.015 Anträge aus 2013 anhängig. Die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge ist zwar so hoch wie lange nicht. Der Bearbeitungsstau ist allerdings nicht nur darauf zurückzuführen. Selbst in Dänemark und Schweden, wo mehr Asylanträge pro Einwohner gestellt wurden, ist die Anzahl der unbearbeiteten Anträge geringer. Das im Koalitionsvertrag formulierte Ziel, die Dauer von Asylverfahren auf drei Monate zu begrenzen, verfehlte die Bundesregierung im vergangenen Jahr deutlich.