In Deutschland ist seit Jahren fast jedes vierte Kind von Armut betroffen, für zwei Drittel von ihnen ist Armut ein Dauerzustand. Die derzeitigen familienpolitischen Leistungen schaffen es nicht, Kinderarmut wirksam zu vermeiden. Daher ist es höchste Zeit, einen Paradigmenwechsel in der Politik einzuleiten: Arme Kinder und Jugendliche müssen zielgerichtet finanzielle Leistungen erhalten, um der Armut und ihren Folgen zu entkommen. Doch genau diesen Schritt geht die Politik bisher noch nicht. Zu groß ist der Verdacht, dass das Geld nicht bei den Kindern ankommt, sondern von den Eltern für Zigaretten, Alkohol oder Flachbildfernseher „zweckentfremdet“ wird.
Doch dieser Verdacht beruht auf Einzelfällen und Vorurteilen. Das belegt eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Sie zeigt, dass finanzielle Leistungen wie das Kindergeld im Sinne der Kinder ausgegeben werden, unter anderem für größere Wohnungen sowie die Betreuung, Bildung und Freizeitaktivitäten der Kinder. Eine Zweckentfremdung der Leistungen kann nicht nachgewiesen werden. Ein Teilhabegeld als neue finanzielle Leistung für Kinder und Jugendliche wäre daher ein wichtiger Schritt, um Armut gezielt zu überwinden und allen Kindern und Jugendlichen die Chance auf gutes Aufwachsen, Bildung und Teilhabe zu eröffnen.