Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Miriam Beblo, Universität Hamburg Marie Schäfer, Universität Hamburg Michaela Hermann, Bertelsmann Stiftung

So vereinbarkeitstauglich ist der deutsche Stellenmarkt?

Zeitsouveränität und Familienfreundlichkeit in Online-Stellenanzeigen

Ausgabeart
PDF
Erscheinungstermin
21.08.2025
DOI
10.11586/2025068
Auflage
1. Auflage 2025
Umfang/Format
52 Seiten, PDF

Preis

kostenlos

Beschreibung

Die aktuelle Analyse beleuchtet, wie häufig und in welcher Form Arbeitgeber:innen in Deutschland in ihren Stellenanzeigen familienfreundliche Angebote kommunizieren, um qualifizierte Mitarbeiter:innen zu sichern, Das Ergebnis ist ernüchternd: Familienfreundlichkeit und Zeitsouveränität, also die selbstbestimmte Arbeitszeitgestaltung, finden bislang selten Eingang in Jobangebote – mit weitreichenden Folgen für Gleichstellung und Fachkräftesicherung.

Wichtige Erkenntnisse der Studie:

Vereinbarkeit? Fehlanzeige: Obwohl 86 % der Unternehmen in Deutschland familienfreundliche Maßnahmen laut Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit für wichtig halten, enthalten nur 16,4 Prozent der Stellenanzeigen konkrete Hinweise auf Familienfreundlichkeit – also nur jede sechste Stelle.

Zeitsouveränität bedingt verbreitet: Während immerhin jede vierte Stelle mit der flexiblen Einteilung der Arbeitszeit wirbt, können Bewerber:innen nur in 14 Prozent der Anzeigen den Umfang ihrer Arbeitszeit selbst bestimmen.

Jobangebote bilden traditionelle Arbeitsteilung ab:  Berufe mit hohem Männeranteil weisen seltener Vereinbarkeitsangebote auf als frauendominierte Berufe – und stellen häufiger Mobilitätsanforderungen wie zum Beispiel Dienstreisebereitschaft.

Vereinbarkeit als Privileg: Hochqualifizierte Beschäftigte erhalten eher Angebote für flexible Arbeitszeitgestaltung und Familienfreundlichkeit, während Beschäftigte auf Helfer:innen und Fachkraftniveau benachteiligt sind.

Unsere Analyse zeigt deutlich: Trotz Fachkräftemangel werden Vereinbarkeit und Zeitsouveränität in Stellenanzeigen zu wenig beworben. Unternehmen sollten aktiv mit familienfreundlichen Arbeitsbedingungen werben und diese auch umsetzen. Eine faire Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit setzt voraus, dass Frauen und Männer gleichermaßen Zugang zu Vereinbarkeitsangeboten haben – unabhängig vom Berufsfeld oder Qualifikationsniveau.

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Wir weisen Wege zu Zukunftskompetenzen und guter Arbeit, indem wir Transparenz über Veränderungen am Arbeitsmarkt schaffen. Außerdem werden wir mit neuen Testverfahren Kompetenzen von Beschäftigten besser erfassen und zielgenaue Weiterbildungsangebote durch modulare Teilqualifizierung unterstützen. Zudem zeigen wir auf, wie die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmer:innen und Frauen gestärkt werden kann. Mit neuen Ansätzen für die Arbeitsmarkt- und Weiterbildungspolitik tragen wir dazu bei, den Strukturwandel besser zu bewältigen.