In Deutschland gilt nach wie vor jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren als armutsgefährdet. Aktuell wird daher um das Thema Kinderarmut und die Einführung einer Kindergrundsicherung in der Öffentlichkeit wie der Politik diskutiert und gerungen. Um die unterschiedlichen Positionen und Argumentationen in dieser Debatte besser einordnen zu können, stellen wir in diesem Policy Brief aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Daten zusammen, die dabei helfen können, das eine oder andere Argument auf den Prüfstand zu stellen.
Auf der Grundlage der in der Wissenschaft gängigen Armutsdefinitionen bietet der Policy Brief aktuelle Daten zur Einkommensarmutsgefährdung von jungen Menschen sowie dem SGB II-Bezug für das Jahr 2022. Zudem liefert er neue Evidenz zu der Frage, ob Eltern Geldleistungen für Kinder auch tatsächlich für diese verwenden. Die Studienlage zeigt einhellig, dass Eltern solche Leistungen für ihre Kinder nutzen, z. B. für Hobbies, Betreuungsangebote oder auch eine größere Wohnung.
Natürlich ist die Einführung einer Kindergrundsicherung teuer. Dass das Geld für die Kindergrundsicherung aber eine gute Investition in die nachwachsende Generation sowie die Gesellschaft insgesamt ist, legen aktuelle US-amerikanische Studien nahe. Sie zeigen, dass sich Maßnahmen zur Armutsvermeidung in den ersten Lebensjahren von Kindern mittel- und langfristig für den Staat auszahlen.
In der Debatte um die Kindergrundsicherung wird auch oft argumentiert, dass Investitionen in Bildung und ein damit vermeintlich ermöglichter „Aufstieg durch Bildung“ die bessere Maßnahme gegen Armut seien. Auf Basis aktueller bildungswissenschaftlicher Befunde plädiert der Policy Brief dafür, dieses gegeneinander ausspielen von Investitionen gegen Armut oder in Bildung aufzugeben. Vielmehr müssen die Probleme Armut und mangelnde Bildungschancen endlich gemeinsam angegangen werden, denn Kinder und Jugendliche brauchen sowohl finanzielle Sicherheit in ihrem familiären Umfeld als auch gute Bildungsinstitutionen.
Schließlich werden in dem Policy Brief klare Forderungen an die Ausgestaltung einer Kindergrundsicherung formuliert, damit sie Kinder- und Jugendarmut tatsächlich wirksam vermeidet.