Kraftwerk mit Baumpark. Grüne Industrie, Ökostrom für nachhaltige Zukunftsenergie, Stromsparen, umweltfreundlich mit geringem CO2-Fußabdruck.

Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz trotz Krise - Deutsche Geschäftsmodelle zukunftsorientiert weiterentwickeln

Globale Unsicherheiten, geopolitische Spannungen, technologische Umbrüche und ökologische Krisen fordern die deutsche Wirtschaft heraus wie selten zuvor. Die neue Studie „Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz trotz Krise“ der Bertelsmann Stiftung zeigt: Um auch in Zukunft bestehen zu können, müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nicht nur anpassen, sondern grundlegend weiterentwickeln. Denn Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit bedingen sich gegenseitig – und bilden gemeinsam die Grundlage für eine zukunftsfähige Wirtschaft.

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Deutschland steht unter Anpassungsdruck. Handelskonflikte, Energiepreisrisiken und gesellschaftliche Transformationen treffen auf steigende Anforderungen an Klimaschutz und soziale Verantwortung. Viele Unternehmen reagieren bislang mit kurzfristigen Effizienzmaßnahmen. Doch nur, wer sein Geschäftsmodell aktiv weiterentwickelt, kann langfristig erfolgreich bleiben. Wettbewerbsfähigkeit bedeutet dabei nicht nur Kostenoptimierung, sondern die Fähigkeit, Mehrwert für Kund:innen und Eigentümer:innen zu schaffen, Ressourcen wirksam einzusetzen und sich an Marktveränderungen anzupassen. Resilienz wiederum heißt, diese Fähigkeit auch in Krisenzeiten zu bewahren.

Nachhaltigkeit wird so zum dritten unverzichtbaren Leitprinzip unternehmerischen Handelns. Sie ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für wirtschaftliche Stabilität – gerade in Zeiten multipler Krisen. „Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit gehen Hand in Hand“ zeigt Autor Prof. Dr. Florian Lüdecke-Freund der ESCP Business School Berlin. Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle gezielt transformieren, verankern Nachhaltigkeit tiefer in Strategie und Organisation – und erhöhen damit zugleich ihre Krisenfestigkeit.

Die „Dreifach-Dividende“: Ein neues Zielbild für Unternehmen

Im Zentrum der Untersuchung steht das Konzept der „Dreifach-Dividende“ aus Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Nachhaltigkeit. Unternehmen, die diese drei Leitprinzipien miteinander verbinden, steigern nicht nur ihre ökonomische Leistungsfähigkeit, sondern auch ihre Anpassungs- und Innovationskraft.

Die Studie fasst vier zentrale Erkenntnisse zusammen, die dieses neue Zielbild untermauern:

  • Kein Zurückdrehen der Nachhaltigkeitsbemühungen: Ein Rückschritt bei den Nachhaltigkeitsbemühungen wäre für Unternehmen teuer. Rund 60 % der befragten Unternehmen haben Nachhaltigkeit bereits als Treiber ihrer Geschäftsmodellveränderungen erkannt – sie ist längst Teil der Wertschöpfungslogik.
  • Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand: Die der Studie zugrundeliegenden Daten zeigen eine klare Korrelation: Je stärker Unternehmen ihre Geschäftsmodelle transformieren, desto konsequenter verankern sie Nachhaltigkeit in ihren strategischen Zielen und Unternehmensaktivitäten – und umgekehrt.
  • Dreifach-Dividende als Zukunftsprinzip: Der Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit durch Geschäftsmodelltransformation und die Integration von Nachhaltigkeit schaffen die Grundlagen für Resilienz – heute im Wettbewerb, morgen angesichts wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen.
  • Sieben Normstrategien für die Dreifach-Dividende: Die Leitprinzipien bieten einen pragmatischen Bezugsrahmen, um individuelle Wege zur Dreifach-Dividende zu entwickeln – vom Ausbau nachhaltiger Wertschöpfung bis zur Stärkung von Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft. Die Studie stellt hierzu sieben individuelle Normstrategien vor.

Vier Fähigkeiten, die Transformation ermöglichen

Die Anpassung, Weiterentwicklung und Transformation von Geschäftsmodellen ist Voraussetzung für die Dreifach-Dividende. Doch nicht jede Maßnahme trägt gleichermaßen dazu bei. Die statistische Analyse identifiziert vier zentrale Fähigkeiten, die Unternehmen mit einem höheren Reifegrad zur Entschlüsselung der Dreifach-Dividende von anderen Unternehmen absetzt:

  • Umsichtiges Stakeholdermanagement: Ein proaktives Stakeholdermanagement und die Einbindung bislang weniger berücksichtigter Anspruchsgruppen wie Zivilgesellschaft, Banken, Investoren oder die junge Generation eröffnen ein besonderes Potenzial, um den Zugang zu Ressourcen und die gesellschaftliche Legitimität zu erhalten. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Geschäftsmodelle positiv auf diese Anspruchsgruppen wirken.
  • Lern- und Veränderungsbereitschaft: Werden jene Impulse als Innovationstreiber verstanden, die im Durchschnitt weniger Beachtung unter den deutschen Unternehmen finden – z. B. die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung oder Impulse seitens Banken und Investoren –, wird ein besonderes Potenzial zur Realisierung der Dreifach- Dividende geschaffen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie derartige Impulse in ihrer Geschäftsmodelltransformation berücksichtigen.
  • Konstruktive Deutungsmuster: Werden nachhaltigkeitsbezogene Entwicklungen wie staatliche Rahmensetzungen, nachhaltige Finanzwirtschaft oder Kreislaufwirtschaft als Chancen gedeutet und nicht als Risiken, entwickeln Unternehmen konstruktive Deutungsmuster. Diese konstruktiven Deutungsmuster eröffnen neue Wege zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Nachhaltigkeitsorientierung. Unternehmen sollten ihre Deutungsmuster im Rahmen der Geschäftsmodelltransformation auf eine mögliche Risikofixierung überprüfen.
  • Veränderungskompetenz: Eine hohe Innovationsintensität zusammen mit einer klaren Nachhaltigkeitsmotivation ermöglicht die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, die gezielte Veränderung oder Erweiterung des Kerngeschäfts und die strategische Nutzung von Geschäftsmodelltransformation als Weg zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz. Unternehmen sollten versuchen, ihre Innovationsbreite und -tiefe zu erweitern, wenn sie ihre Wertschöpfungslogiken weiterentwickeln.

Die Empirie zeigt, dass Unternehmen, die diese Prinzipien verinnerlichen, eine deutlich höhere Transformationsreife aufweisen: Ihr „NGMT-Reifegrad“ liegt im Schnitt um bis zu 0,54 Punkte (auf einer Skala von 0 bis 1) höher als bei anderen. Hiermit schaffen sie die Voraussetzung für die Dreifach-Dividende der nachhaltigen Geschäftsmodelltransformation.

Orientierung für Wirtschaft und Politik

Das Konzept der Dreifach-Dividende bietet Unternehmen wie Politik einen praxisnahen Bezugsrahmen. Während Unternehmen ihre Geschäftsmodelle zukunftsorientiert gestalten sollten, braucht es von politischer Seite stabile und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen. Deutschland kann nur dann gestärkt aus der Polykrise hervorgehen, wenn Wirtschaft und Politik gemeinsam handeln – entschlossen, langfristig und im Bewusstsein, dass Nachhaltigkeit keine Bremse, sondern Beschleuniger wirtschaftlicher Erneuerung ist.