Über den Bildschirm einer schwarzen Videokamera sieht man ein Klassenzimmer. An der Leinwand steht ein Lehrer, vor ihm sitzen Schüler:innen

Unterrichtsvideos in Aus- und Fortbildung – Videoportale im Überblick

Unterrichtsvideos haben das Potenzial, die Wahrnehmung und das Handeln von Lehrkräften zu verändern. Deshalb werden sie inzwischen vermehrt in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften eingesetzt. Vor allem Universitäten haben eigene Portale auf- und ausgebaut – befördert wurde dies durch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung. Doch was zeichnet die Portale aus? Wie ist es um ihre Zugänglichkeit bestellt? Inwieweit werden relevante Aspekte von Unterrichtsqualität sichtbar gemacht? Dazu haben Daniela Rzejak, Lena Marek und Frank Lipowsky von der Universität Kassel einen Überblick über 27 verschiedene Portale erstellt, der nun veröffentlicht wurde. Das Vorhaben wurde von der Bertelsmann Stiftung gefördert. 

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Anke von Hollen
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Angela Müncher
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Unterrichtsvideos werden inzwischen verstärkt in der Lehrkräftebildung, vor allem im Studium, eingesetzt. Ein Video kann unter verschiedenen Fragestellungen betrachtet, mehrfach angesehen und zwischendurch gestoppt werden. Wird es unter Heranziehung evidenzbasierter Kriterien betrachtet und wissensbasiert interpretiert, kann es den Blick des Betrachtenden schärfen und auf wesentliche Merkmale lernwirksamen Unterrichts lenken. Diese Vorteile macht sich die Lehrkräfteausbildung zunutze: So wird beispielsweise erreicht, dass Studierende Unterricht detaillierter wahrnehmen und stärker auf die Ideen und Beiträge der Schüler:innen achten. 

Vor allem im internationalen, zunehmend aber auch im deutschen Kontext werden Unterrichtsvideos auch in der Lehrkräftefortbildung eingesetzt. In Forschungsprojekten konnte gezeigt werden, dass erfahrene Lehrkräfte ebenfalls von der Analyse von Unterrichtsvideos profitieren können, obwohl sie Unterricht von vornherein bereits differenzierter wahrnehmen als Studierende. Der Kontext, in dem ein Video angesehen wird, ist hierbei aber wichtig: Denn durch das Betrachten allein ist kein Wissens- und Kompetenzzuwachs zu erwarten. Eine sinnvolle methodische und didaktische Einbettung ist unerlässlich. 

Bei der Analyse der 27 ausgewählten Videoportale wurden verschiedene Aspekte in den Blick genommen. Ein wichtiger Punkt ist die Zugänglichkeit der Portale. Interessierte Nutzer:innen können nur bei wenigen Portalen frei auf Videos zugreifen: Zum Teil ist der Zugriff auf Unterrichtsaufnahmen auf bestimmte Nutzer:innenkreise beschränkt. Das von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster koordinierte Metavideoportal stellt vor dem Hintergrund ein wichtiges Vorhaben da; es soll den Zugang zu Videos, die auf unterschiedlichen Plattformen liegen, erleichtern.  

Ein weiterer Aspekt, den die Forschenden bei ihrer Analyse untersucht haben, betrifft den Fokus auf Merkmale lernwirksamen Unterrichts. Nicht jedes Unterrichtsvideo eignet sich zur Weiterentwicklung der Kompetenzen von Lehrkräften im Hinblick auf die Gestaltung eines lernwirksamen Unterrichts: Fehlt der Fokus auf die evidenzbasierten Merkmale der Unterrichtsqualität, dürfte der Lerneffekt bei den Betrachter:innen gering ausfallen. Die Synopse zeigt, dass solche Merkmale in den Unterrichtsaufnahmen unterschiedlich umfassend abgedeckt werden. So lassen sich zu bestimmten Merkmalen bislang nur wenige Videos finden – das betrifft Themen wie z. B. kognitive Aktivierung, Lehrenden-Lernenden-Interaktion, Feedback und inhaltliche Klarheit.  

Einen dritten Fokus bildete die Einbettung der Videos in einen Kontext mit Begleitmaterialien, die wichtig ist, um Unterricht weiterzuentwickeln. Dazu zählen unter anderem Planungsdokumente und Kontextinformationen zum gefilmten Unterricht sowie Reflexions- /Analysefragen oder umfänglichere Lehr-Lern-Einheiten, in die die Videos eingebettet sind. Hier zeigt die Analyse, welche Portale welche Materialien enthalten. Ein Desiderat, das in zukünftigen Forschungsvorhaben untersucht werden könnte, bezieht sich auf die Frage, welche videobasierten Lehr-Lern-Settings sich in unterschiedlichen berufsbiografischen Phasen von Lernpersonen als wirksam erweisen. 

In der vorliegenden Synopse wurde auch ausgewertet, inwiefern die Portale kontrastierende Unterrichtsaufnahmen zur Verfügung stellen. Es zeigt sich, dass das Prinzip der Kontrastierung zwar auf vier Portalen aufgegriffen wird, insgesamt aber noch nicht umfänglich genutzt wird. Ebenso wie die Erstellung von Videos zu bislang wenig abgebildeten Merkmalen von Unterrichtsqualität könnte dies ein Aspekt sein, auf den bei der Erstellung neuer Videos ein größeres Augenmerk gelegt wird.