Gegenüberliegende Hände unterschiedlicher Hautfarbe vor den Farben der Ukraineflagge

Ukraine: Online Austausch - vom Patenmatch zu Patenschaft

Wo können die ca. 1 Mio. Schutzsuchenden aus der Ukraine in Deutschland erfahren, wer sie vor Ort unterstützen und begleiten kann? Patenschaften verbinden ankommende Geflüchtete mit Personen in Deutschland, die helfen und neue Freundschaften knüpfen wollen.

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Paten und Patinnen unterstützen die geflüchteten Menschen im Ankommens-Prozess, damit sie einen guten Start in Deutschland haben, indem sie gemeinsame Freizeitaktivitäten unternehmen, die Geflüchteten bei der Job- oder Wohnungssuche begleiten oder als Sprachpaten beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützen. Bundesweit gibt es viele hundert Patenschaftsorganisationen, welche lokal die engagierten Helfer und Helferinnen mit den Geflüchteten zusammenbringen und beraten. Im kommunalen Fachaustausch wurde als Good Practice Beispiel das Paten-Projekt Heilbronn vorgestellt sowie die digitale Plattform patenmatch.de, die im Kontext der Aliance4Ukraine entstanden ist. Das Projekt Start with a friend wurde als drittes Beispiel präsentiert. 

„Wichtig ist uns die enge Zusammenarbeit in der ARGE und eine gute Netzwerkarbeit“, betonte Anja Niems, ARGE Heilbronn. Die Arge ist die Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingsarbeit in Heilbronn - ein Zusammenschluss von Trägern der freien Wohlfahrtspflege im Auftrag der Stadt Heilbronn. Ein Erfolgsrezept ist die Öffentlichkeitsarbeit: vom Newsletter über Multiplikator:innen-Arbeit bis zu Social Media. Es gehe darum, die Geflüchteten und die potenziellen Paten zu erreichen und „einfach nah dran zu sein an den Menschen“, so Anja Niems (AWO). Ihre ARGE-Kollegin Vanessa Schreiber (Caritas Heilbronn-Hohenlohe) berichtete von den niedrigschwelligen Sprachangeboten der ARGE. Jeweils zwei Personen werden als „Pärchen“ „gematcht“ und treffen sich einmal die Woche zum Spazieren gehen, Zeitunglesen oder essen. Nach 4-6 Wochen wird je nach Bedarf gecheckt, ob und wie es weitergeht. 

Wie finden Schutzbedürftige und Paten bzw. ihre Organisationen zusammen? Das neue online Portal Patenmatch (patenmatch.de – Unterstützung für Geflüchtete in Deutschland) wurde von Sebastian Heinrichs,  Program Manager Alliance4Ukraine,  präsentiert. Es wird bislang in vier Sprachen angeboten. In den ersten Tagen des Portals wurden bereits 360 Patenschaften vermittelt. Besonders wirkungsvoll war eine Bekanntmachung über den Social Media Kanal Telegram, die zu 100 Anträgen innerhalb von 24 Stunden führte. Patenmatch setz sich zum Ziel, bis Ende des Jahres 150 Organisationen an Bord zu haben. Auch Kommunen und kommunale Netzwerke können sich niedrigschwellig in dem Portal registrieren. 

Christine Krings (Vorstandsmitglied von SwaF) stellte die Organisation Start with a Friend e.V. (SwaF) vor, die bereits 2014 gegründet wurde. Inzwischen ist Start with a Friend an 27 Standorten mit bisher insgesamt über 18.000 Teilnehmenden aktiv. Im Mittelpunkt stehen persönliche Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Einwanderungserfahrung und gemeinsames gesellschaftliches Engagement. Insbesondere die Projekte „SwaF Verein(t)“ und „SwaF Women“ docken an bestehende Strukturen an und vernetzen Teilnehmende aus Integrationskursen und Menschen, die in Vereinen aktiv sind, miteinander. Und auch in Zukunft will die Organisation die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen lokalen Akteur:innen weiter ausbauen. 

Der anschließende kommunale Austausch der Teilnehmenden untereinander bestätigte, dass die enge Zusammenarbeit vor Ort und eine gute Öffentlichkeitsarbeit wichtige Erfolgsfaktoren sind, damit keine Doppelstrukturen entstehen und damit Schutzsuchende und Paten auch zueinander finden können.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Alliance4Ukraine findet am 8. November 2022 zum Thema Traumata statt. Das Format wird alle 14 Tage dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30 bis 12:30 Uhr angeboten.​​

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de