Vor dem Ausbruch des Angriffskriegs gegen die Ukraine gab es bereits 76 Städtepartnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Kommunen. Doch inzwischen sind es 120 Partnerschaften. „Es gibt einen großen Willen, durch Städtepartnerschaften zu helfen“, so Lina Furch, Leiterin der Abteilung Europa/Internationales Deutscher Städtetag sowie stellv. Generalsekretärin Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE). Die Spannbreite der Aktivitäten reicht von Spenden bis hin zu Wiederaufbau-Hilfen. Der Deutscher Städtetag wie auch der RGRE unterstützen das Engagement der Kommunen. So besteht eine Zusammenarbeit mit dem AUC, dem Ukrainischen Verband für Städte. „Wichtig ist eine Vertrauensbasis und passgenaue Hilfe“, resümiert Lina Furch. Konkrete Unterstützung stellt auch der RGRE zur Verfügung. Eine Kommunale Direkthilfe zur Lieferung beispielsweise von Lebensmitteln, Generatoren oder auch Gesundheitsequipment wird in Zusammenarbeit mit der GIZ ermöglicht. Unterhalb der offiziellen Städtepartnerschaften bieten „Solidaritätspartnerschaften“ die Möglichkeit, sich für ukrainische Kommunen zu engagieren. Finanzierungsmöglichkeiten bestehen u.a. bei der SKEW über den Kleinprojektefonds.
Seit über 30 Jahren besteht bereits die Städtepartnerschaft der Stadt Freiburg mit der ukrainischen Stadt Lviv, die von Günter Burger, stellvertretender Referatsleiter des Oberbürgermeisters und Teamleiter Internationales der Stadt Freiburg, präsentiert wurde. So konnten die Freiburger direkt nach Kriegsausbruch in der Ukraine konkrete Hilfe leisten. Es wurden beispielsweise 12 Großgeneratoren und Material für Krankenhäuser, unterstützt vom BMZ in Höhe von 2 Millionen €, nach Lviv geliefert, Beatmungsgeräte und medizinische Ausrüstung, ein Neuronavigator sowie Medikamente und Geräte sowie eine Bar-Spende von einer halben Millionen nach Lviv geschickt, sowie Notfallrucksäcke, Powerblocks (Energiespeicher) und Solarmodule. Aus der Bürgerschaft gibt es eine breite Unterstützung. Zusammen mit der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) werden Tiny-Häuser mit Wärmepumpen für Lviv organisiert – ein Projekt, das sich zur Nachahmung in anderen Kommunen empfiehlt.
„Wir haben zum ‚Winter der Solidarität‘ aufgerufen, so Christine Schüßler, Leiterin des Amtes für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg. Denn in Nürnbergs Partnerstadt Charkiv ist die Zerstörung sehr groß. „Jeder bei uns wollte irgendwo helfen, aber wir wollten die Hilfe nach genauem Bedarf ausrichten“, so Frau Schüßler. Das vom Partnerschaftsverein Charkiw – Nürnberg unterstützte Nürnberger Haus war Basis für die schnellen Hilfen der gesamten Stadtgesellschaft. Es sei gar nicht dauerhaft nötig gewesen, Lebensmittel zu schicken, sondern Lebensmittel konnten in Charkiv gekauft werden, das Geld wurde aus Nürnberg überwiesen. Dies war möglich, da in der langjährigen Städtepartnerschaft, die ebenfalls bereits seit ca. 30 Jahren besteht, Vertrauen aufgebaut wurde. Material und Generatoren wurden dagegen per Zug und LKW geschickt. Auch am Wiederaufbau eines Heizkraftwerkes war die Städtepartnerschaft mit Nürnberg beteiligt. Das städtische Klinikum konnte 1.000 Betten für Kliniken in Charkiw und Region zur Verfügung stellen, die Verkehrsbetriebe werden Busse an die Stadt Charkiw abgeben.