Eine Lehrerin steht an der Tafel und stellt den Schüler:innen eine Frage

Neues Studienangebot Q-Master kann wichtigen Beitrag im Kampf gegen Lehrkräftemangel leisten

Seit 2018 können Studierende an der Berliner Humboldt-Universität auch ohne vorangehendes Lehramtsstudium einen Masterstudiengang belegen, der sie für den Quereinstieg in die Lehrtätigkeit an Grundschulen qualifiziert. Eine Forschungskooperation hat das neue Studienangebot über einen längeren Zeitraum evaluiert. Der Auswertung zufolge gewährleistet der Q-Master hohe fachlich-didaktische Standards und verspricht mehr Vielfalt unter den Lehrkräften. Damit kann er als eine Blaupause für andere Universitäten dienen.

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Angela Müncher
Senior Project Manager

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Für die Bekämpfung des Lehrkräftemangels in Deutschland spielt der Quereinstieg in den Beruf eine immer wichtigere Rolle. Mit dem sogenannten Q-Master hat die Berliner Humboldt-Universität (HU) 2018 ein neuartiges Studienangebot geschaffen, um mehr Personen für das Lehramt an Grundschulen zu qualifizieren. Der Q-Master richtet sich an Hochschulabsolvent:innen in einem Studiengang außerhalb des Lehramts und bietet ihnen die Möglichkeit, über den Master-Abschluss die Voraussetzungen für die Tätigkeit als Lehrkraft im Grundschulbereich zu erlangen. Im Rahmen einer Forschungskooperation haben wir gemeinsam mit der Humboldt-Universität und der Universität Potsdam den Pilot-Studiengang zweieinhalb Jahre lang evaluiert und nun den Abschlussbericht vorgelegt. Daraus geht hervor, dass sich die Absolvent:innen des Q-Master in vielen zentralen Aspekten kaum von den regulären Lehramtsstudierenden unterscheiden.

So zeigt die Auswertung, dass die fachlichen und didaktischen Kompetenzen der Q-Master-Studierenden bei Studienbeginn auf einem ähnlichen Niveau wie die der regulären Studierenden liegen. Auch die Wissenszuwächse während des Master-Studiums fallen annähernd gleich aus, mit geringfügigen Vorteilen der regulären Studierenden bei den fachdidaktischen Kenntnissen. Beide Gruppen verfügten bereits vor Aufnahme des Master-Studiums über vielfältige Erfahrungen in der pädagogischen Praxis, die Q-Master-Studierenden im Vergleich noch etwas öfter. Auch bei den Motiven für einen Einstieg ins Grundschullehramt sowie bei der Zufriedenheit mit Studienverlauf und -inhalten zeigen sich keine deutlichen Unterschiede.

Q-Master kann zu mehr Vielfalt unter Grundschul-Lehrkräften beitragen

Durch die Öffnung des Master-Abschlusses für Studierende, die vorher keinen Bachelor im grundständigen Lehramtsstudium absolviert haben, kann der Q-Master außerdem zu einer größeren Vielfalt unter den Grundschullehrkräften beitragen. So hat die Evaluation in Teilen ergeben, dass der Q-Master etwas häufiger von Männern und von Personen mit Zuwanderungshintergrund belegt wird. Beide Gruppen sind an Grundschulen bisher nur unterdurchschnittlich vertreten. Mehr Diversifizierung gibt es auch mit Blick auf die akademischen Hintergründe: Jeweils ein Viertel der befragten Studierenden im Q-Master hat zuvor ein sozialwissenschaftliches, pädagogisches oder sprachlich-künstlerisches Studium belegt. 14 Prozent studierten Fächer im Bereich Recht und Wirtschaft, sieben Prozent Informatik und Ingenieurswissenschaften. Drei Viertel der Studierenden verfügt über einen Bachelor-Abschluss, der Rest verteilt sich auf Staatsexamen, Magister- und Diplomstudium.

"Der Q-Master ist ein vielversprechendes Modell, um mehr Quereinsteiger:innen als Lehrkräfte an Grundschulen zu gewinnen. Denn er öffnet den Zugang zur Lehrtätigkeit für eine breitere Personengruppe, ohne dass es zu Abstrichen bei der fachlichen und pädagogischen Eignung kommt. Daher bietet sich der Q-Master als Studienangebot auch für andere Hochschulen in Deutschland an." so das Fazit von Anette Stein, unserer Expertin für Frühkindliche Bildung.

Wichtige Ergänzung aber kein Ersatz für das reguläre Lehramtsstudium

Die Studienstruktur und -inhalte des Q-Masters sind mit denen des Master-Studiengangs für grundständige Lehramtsstudierende identisch. Somit können Q-Master-Absolvent:innen die gleichen Kompetenzen wie die regulären Studierenden erwerben und zudem ist gesichert, dass die Standards der Kultusministerkonferenz (KMK) für die Lehrkräftebildung eingehalten werden. Darüber hinaus ermöglicht der Q-Master nach Ansicht des Forschungsteams auch eine größere Flexibilität in der akademischen und beruflichen Karriere, da Studierende auch nach Abschluss eines fachbezogenen Studiums den Weg in das Lehramt ohne Umweg gehen können. Dirk Richter, Professor für erziehungswissenschaftliche Bildungsforschung an der Universität Potsdam und Leiter der Begleitstudie, weist auf weitere Vorteile hin: "Die Perspektiven der Q-Master Absolvent:innen unterscheiden sich nicht von den regulären Lehramtsstudierenden. Ihre Abschlüsse sind gleichgestellt, sodass für beide Gruppen nach dem Master der Vorbereitungsdienst beginnt. Durch ein solches Studienangebot lässt sich außerdem die Entstehung von Doppelstrukturen in den Ländern vermeiden, bei denen neben Universitäten auch andere Akteure für die Qualifizierung von Seiteneinsteigenden zuständig sind."

Bei allen Vorteilen ist es den Expert:innen wichtig, darauf hinzuweisen, dass der neue Studiengang keine Konkurrenz zur regulären Lehrerausbildung darstellt. Detlef Pech, der als Professor für Grundschulpädagogik mit dem Schwerpunkt Sachunterricht den Q-Master an der Humboldt-Universität zu Berlin verantwortet, betont: "Der Q-Master ist kein Ersatz für das grundständige Lehramtsstudium. Aber im Sinne einer effizienten und fachlich anspruchsvollen Qualifikation bieten solche Studiengänge eine wichtige Ergänzung, um das Bildungssystem in Zeiten des Lehrkräftemangels zu entlasten."

Zusatzinformationen

Im Rahmen der Evaluationsstudie wurden Q-Master-Studierende und reguläre Studierende des Lehramts an der Humboldt-Universität zu Berlin über zwei Jahre begleitet und zu ihren professionsbezogenen Kompetenzen sowie zum Studium und seinen Bestandteilen befragt. Der Fokus der Evaluation lag auf dem Fach Sachunterricht, um exemplarisch in einem Fach die Kompetenzentwicklung zu beschreiben.