Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bewertet den Zustand der Demokratie in Deutschland grundsätzlich positiv. In seiner Eröffnungsrede zum "Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie" wandte er sich ausdrücklich gegen Alarmismus. Es gebe – anders als manche behaupteten – in Deutschland keine Tabus und keine Redeverbote in der politischen Auseinandersetzung. Die Vielfalt, der Streit um Meinungen und der politische Wettbewerb gehörten zur politischen Kultur in Deutschland. Bisher habe in der Geschichte der Bundesrepublik keine Partei für sich in Anspruch genommen, im Namen des ganzen Volkes zu sprechen. "Unsere Demokratie ist stabil", konstatierte Bundespräsident Steinmeier.
Gleichzeitig betonte er: "Zu großer Gelassenheit besteht kein Anlass" und verwies auf die Herausforderungen, die soziale, kulturelle und technologische Veränderungen an die Demokratie stellten. Er forderte dazu auf, "den Blick auf die tiefer liegenden Erschütterungen unserer Zeit zu richten". Bundespräsident Steinmeier kritisierte zudem, dass Politiker im Wahlkampf lautstark beschimpft oder sogar beworfen werden und verurteilte jegliche Versuche, im Wahlkampf ein Klima der Einschüchterung zu schaffen: "Tomaten und Trillerpfeifen sind im demokratischen Diskurs kein Mittel zu höherer Erkenntnis, und Ohrenschmerzen kein Ausweis einer geglückten Kontroverse", so der Bundespräsident. Zugleich rief er dazu auf, nach den Ursachen zu forschen und zu fragen, warum sich Menschen in Deutschland nicht vertreten fühlen oder daran zweifeln, ob "unser Staat die wirklich brennenden Probleme lösen kann".