Die Absicherung von Lebenseinkommen durch Familie und Staat
- Format Type
- Date of publication
- 29/04/2022
- DOI
- 10.11586/2022033
- Edition
- 1. edition
- Volume/Format
- 40 pages, PDF
Format
-
PDF
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Description
Die zentralen Ergebnisse auf einen Blick:
Das klassische Familienmodell wird nach wie vor institutionell bevorzugt: Frauen können sich, auf das gesamte Erwerbsleben gerechnet, nur etwas mehr als halb so viel Bruttoeinkommen erarbeiten wie Männer. Diese Lücke schließt sich in den verfügbaren Einkommen und damit dem tatsächlichen Lebensstandard vor allem dann, wenn Frauen sich innerhalb des traditionellen Familienbilds bewegen. Werden beide Einkommen im Haushalt zwischen den Eheleuten gleichmäßig aufgeteilt, fängt das Partnereinkommen Einkommensausfälle von Müttern infolge von Erwerbsunterbrechungen, beispielsweise durch Kindererziehungszeiten, auf. Sie kommen auf ein äquivalentes verfügbares Lebenseinkommen von rund 700.000 Euro. Fällt diese Absicherung im Haushalt jedoch weg, kompensiert der Staat Einkommensausfälle in der Lebensperspektive nur unzureichend.
Der Sozialstaat gleicht Lebenseinkommensverlust von Alleinerziehenden nicht aus: Bei (überwiegend) alleinerziehenden Müttern kann das im Zuge der Familiengründung wegfallende Einkommen kaum oder gar nicht durch einen Partner kompensiert werden. Sie sind daher stärker auf staatliche Transferleistungen angewiesen und kommen dennoch nur auf ein äquivalentes verfügbares Lebenseinkommen von rund 520.000 Euro. Ähnliches gilt auch für Mütter, die über einen längeren Zeitraum verheiratet waren und sich nach der Trennung allein um die Kinder kümmern. Im Vergleich über die Zeit zeigt sich zudem, dass Alleinerziehende zunehmend auf Transferleistungen angewiesen sind.
Es gilt Fehlanreize abzubauen, Kinderbetreuung auszubauen und finanzielle Absicherung zu stärken: Viele der familienbezogenen Leistungen sind noch immer auf die eheliche Lebensgemeinschaft ausgerichtet. Insbesondere das Ehegattensplitting in Kombination mit den steuer- und abgabenfreien Minijobs und fehlenden Betreuungsmöglichkeiten setzt starke Anreize für eine traditionelle Rollenaufteilung. Dabei sind die Vorteile einer Spezialisierung im Haushalt für die Frau über das Leben gering, der Preis langfristig aber hoch: Viele Frauen stecken in der Zweitverdienerinnenfalle fest. Dadurch sind es bei Trennung und im Alter vor allem Frauen, die gravierende finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, Fehlanreize abzubauen und eine universellere Absicherung unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten zu gewährleisten – durch verlässliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und einen größeren finanziellen Spielraum. Dies sind wichtige Rahmenbedingungen für eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern und eine bessere Absicherung von Alleinerziehenden.
Die Studie bildet die dritte und damit letzte Publikation der Reihe „Wer gewinnt? Wer verliert?“, die langfristige Arbeitsmarkt- und (Lebens-)Einkommensentwicklungen von Frauen und Männern in Deutschland zum Gegenstand hat.