Der Pflegereport der Bertelsmann Stiftung prognostiziert, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent steigt. Zugleich nimmt die Zahl derjenigen ab, die in der Pflege arbeiten. Demnach werden fast 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen, wenn sich die derzeiten Trends fortsetzen.
Der demographische Wandel verändert die Gesellschaft. Auf der einen Seite stehen die Chancen eines längeren Lebens. Auf der anderen Seite benötigen immer mehr Menschen Untersützung und Begleitung im Alltag. Pflegebedürftigkeit ist ein allgemeines Lebensrisiko, von dem die Mehrheit der Bevölkerung im Lauf des Lebens betroffen sein wird. Diese Entwicklung setzt vor allem die Kommunen unter Druck - denn Pflege findet vor Ort statt.
Deutliche regionale Unterschiede
Für den Pflegereport der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2012 hat Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen erstmals auf Ebene der Landkreise und der kreisfreien Städte die Situation der Pflegebdürftigen bis zum Jahr 2030 vorausberechnet. Basis der Berechnungen waren die Bevölkerungsprognose des "Wegweiser Kommune" der Stiftung sowie die Pflegestatistik aus dem Erhebungsjahr 2009. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der Pflegebedürftigen auf 3,4 Millionen steigen, während die Zahl der Menschen abnehmen wird, die in der Pflege tätig sind. Insgesamt werden 500.000 Vollzeitkräfte fehlen, wenn nicht gegengesteuert wird. Der Report zeigt aber auch, dass die Versorgungslücke in den Bundesländern und Kommunen sehr unterschiedlich ausfällt:
- Von 2009 bis 2030 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in Bremen um 28 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 56 Prozent und in Brandenburg sogar um 72 Prozent.
- Auf der kommunalen Ebene sind Unterschiede sogar noch ausgeprägter: Hier reichen die Steigerungsraten von knapp 14 Prozent (Goslar) bis zu mehr als 100 Prozent (München, Oberhavel).
Konsequenter Vorrang für ambulante Pflege
Die Dynamik der Entwicklung hängt fast ausschließlich von der Altersstruktur der jeweiligen Kommune ab. Die Schlussfolgerungen des Reports: Die drohenden Versorgungslücken lassen sich durch professionelle Pflege allein nicht schließen. Nur ein konsequenter Vorrang der ambulanten Pflege - etwa unter Integration zivilgesellschaftlichen Engagements - kann die Lücken entschärfen. Der Report legt dar, wie sich die Verteilung der unterschiedlichen Versorgungsformen - also stationäre Pflege, ambulante Pflege oder Angehörigenpflege - in Zukunft unter verschiedenen Annahmen entwickeln wird und welche Auswirkungen dies für die Personalsituation in Pflegeeinrichtungen hat.
Die Bertelsmann Stiftung bereitet derzeit eine Aktualisierung der Pflegeprognosen auf Kreisebene vor. Diese werden auf www.wegweiser-kommune.de zur Verfügung gestellt. Sie können sich dort informieren, wie es um die Pflegesituation in jedem Kreis beziehungsweise jeder kreisfreien Stadt bestellt ist.