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Mark Wössner wird Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Mark Wössner im Jahr 1996

Am 1. November gibt Reinhard Mohn den Vorstandsvorsitz der Bertelsmann Stiftung ab. Sein Nachfolger wird Mark Wössner, seit 1976 im Vorstand der Bertelsmann AG tätig und von 1983 bis 1998 dessen Vorsitzender. Reinhard Mohn selbst bleibt dem Vorstand als einfaches Mitglied erhalten.


Carl Bertelsmann-Preis 1998: Kommunikationsordnung 2000

Die Industriestaaten sind auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Digitalisierung ist das Stichwort für gesellschaftliche Umwälzungen, die von vielen mit denen der Industrialisierung verglichen werden. Die Inhalte und Informationen stellen die Medienpolitik vor neugelagerte Aufgaben: Der Staat kann die schiere Menge an Medienangeboten nicht mehr kontrollieren; die globale Vernetzung der Kommunikation stellt die Wirksamkeit nationalstaatlicher Regulierung zusätzlich in Frage. Hier entsteht ein Verantwortungsdefizit.

Die Medienanbieter können durch Selbstkontrolle dieses Defizit in wichtigen Teilen ausgleichen. Gleichzeitig müssen die Medienkompetenz der Nutzer sowie deren Zugang zu Kommunikationsangeboten gefördert werden, sodass die Bürger verstärkt selbst Verantwortung übernehmen können. Der Staat erhält dabei eine neue Rolle als Förderer von Innovation und Selbstregulierung. Die Medienmarktaufsicht hat bei dieser Entwicklung ein besonderes Potenzial für Marktöffnung und eine besondere Verantwortung für Vielfalts- und Qualitätssicherung. Durchsetzungskraft verleiht ihr ein staatliches Sanktionsrepertoire, das zwar eindeutig hinter Selbstkontrollmechanismen zurücktritt, diese jedoch absichert und den gemeinwohlorientierten Rahmen zukünftiger Medienpolitik bildet.

Den mit insgesamt 300.000 DM dotierten Preis teilen sich 1998 die "Canadian Radiotelevision and Telecommunications Commission" (CRTC) und der "Recreational Software Advisory Council" (RSAC). Die kanadische Medienaufsichtsbehörde "Canadian Radiotelevision and Telecommunications Commission" ist sowohl für den Rundfunk- als auch für den Telekommunikationsmarkt in Kanada zuständig. Ihre Aufgaben umfassen die Eigentums-, Konzentrations- und Fusionskontrolle sowie inhaltliche Überwachung. Im Rundfunkmarkt obliegt ihr die Lizenzvergabe. Intern führt die Behörde die Rundfunk- und Telekommunikationsabteilungen mit sehr unterschiedlichen Kulturen zusammen. Unter den Selbstkontrollinitiativen sticht der "Recreational Software Advisory Council" (RSAC) mit Sitz in Washington D. C. mit seinem Modell zum Jugendschutz im Internet hervor. RSAC ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation, die ein Schema zur Selbstklassifizierung von Inhalten im World Wide Web entwickelt hat: Die Inhalte-Anbieter ordnen im Netz eigenständig ihre Web-Seiten nach einem festen Kriterienraster ein. Die Web-Seiten werden in fünf Stufen hinsichtlich jugendgefährdender Inhalte klassifiziert und mit einem Label gekennzeichnet. Internet-Nutzer entscheiden anschließend selbst, was auf ihre bzw. die Bildschirme ihrer Kinder gelangen soll. Internet Browser wie die Produkte von Microsoft oder Netscape lesen die Label und lassen dann, je nach individueller Voreinstellung, die Web-Seite passieren oder blenden sie aus. Damit greift der Filter nur minimal in die basisdemokratische, freiheitliche Struktur des Internet ein und leistet dennoch einen effektiven Jugendschutz.


Internationales Symposium "Aufgaben des dualen Rundfunksystems"

Konferenz "Aufgaben des dualen Rundfunksystems" am 5. Februar in der Konferenzzone der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. V.l.: Mark Wössner, Reinhard Mohn, Kurt Biedenkopf und Kurt Beck.

Im Februar 1998 stellt die Bertelsmann Stiftung in einem Symposium Ergebnisse ihrer Studie "Fernsehen auf dem Prüfstand" vor. Der Systemvergleich zwischen Australien, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland, den USA und Deutschland, der auch eine Befragung zu Angebot, Nutzung und Zuschauereinschätzungen zum deutschen dualen Rundfunk enthält, macht dabei vor allem deutlich, dass Systeme mit starken öffentlich-rechtlichen wie privaten Fernsehanbietern ein Programm von größerer Vielfalt und höherer Qualität bereitstellen als solche, die vornehmlich auf private Anbieter setzen. Deutlich wurde jedoch auch, dass es in einem Vielfaltsmarkt mit Hunderten von Programmen einer Präzisierung der Rolle öffentlich-rechtlicher Anbieter innerhalb des dualen Systems bedarf. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet daher an der Entwicklung eines Funktionsauftrages für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland etwa nach dem Vorbild der Selbstverpflichtung der britischen BBC. Podiumsteilnehmer sind unter anderem Kurt Beck, Kurt Biedenkopf, Mark Wössner und Ingrid Hamm.


International Bertelsmann Forum 1998: Europa vor der Vollendung

"Reformen im Innern sind Bedingung für europäische Handlungsfähigkeit in der Zukunft.." Dieses Fazit zog Bundespräsident Roman Herzog, in dessen Berliner Amtssitz Schloss Bellevue die zweitägige Konferenz stattfindet. "Weniger Brüsseler Kompetenzen in Bereichen, die besser auf anderer Ebene entschieden werden, wären in der Tat ein Fortschritt", so der Bundespräsident. Der Forderung nach einer weitreichenden Reform der Europäischen Union schließt sich auch Jacques Santer der Präsident der EU-Kommission an. Beide sprechen sich für die Ausweitung des Prinzips der Mehrheitsentscheidung in der Europäischen Union aus. Insbesondere bei Entscheidungen zur Währungs-, Umwelt-, Außen- und Sicherheitspolitik komme die Europäische Union nicht umhin, teilweise vom Prinzip der Einstimmigkeit Abstand zu nehmen. Rund 50 ranghohe Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und den Medien stimmen darin überein, dass die Europäische Union die notwendigen Reformschritte noch vor der anstehenden Erweiterung um die mittel- und osteuropäischen Staaten durchführen müsse.


Internationales Stiftungssymposium: Die Zukunft des Stiftungswesen in einer freien Gesellschaft

Die zunehmende internationale Verflechtung politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zusammenhänge verlangt auch von Stiftungen globales Denken und Handeln. Dies setzt internationalen Dialog und grenzüberschreitende Kooperation voraus. Daher veranstaltet die Bertelsmann Stiftung im Mai 1998 ein internationales Stiftungssymposium mit dem Thema "Die Zukunft des Stiftungswesens in einer freien Gesellschaft". Rund 70 Repräsentanten von Stiftungen und Stiftungsexperten aus aller Welt sowie Unternehmer und Vertreter internationaler Organisationen folgen der Einladung nach Gütersloh und diskutieren zwei Tage lang über die Rolle von Stiftungen in einer modernen pluralistischen Gesellschaft. Die gesellschaftliche Funktion von Stiftungen sowie Fragen zur Legitimität und öffentlichen Akzeptanz ihrer Tätigkeit stehen dabei im Mittelpunkt.


Start der bundesweiten "Initiative für Beschäftigung"

Logo der bundesweiten Initiative für Beschäftigung.

Die derzeitige Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt erfordert einen lager-, partei- und organisationsübergreifenden Spitzenkonsens zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten. In dieser Überzeugung haben Jürgen Strube (BASF), Hubertus Schmoldt (IG BCE) und Reinhard Mohn 1998 die "Initiative für Beschäftigung!" gegründet. In verschiedenen Regionen Deutschlands sind bislang 19 Netzwerke entstanden, in denen Programme und Projekte zur Vorbereitung, Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen entwickelt und umgesetzt werden. In den Netzwerken engagieren sich rund 2.000 Personen – sie konnten in den letzten Jahren über 200 Projekte verwirklichen.