Die Bertelsmann Stiftung trauert um ihren langjährigen Weggefährten, unersetzlichen Ratgeber und treuen Freund Henry Kissinger. Der ehemalige Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika ist am 29. November 2023 im Alter von 100 Jahren in Connecticut verstorben. Kissinger war der Bertelsmann Stiftung als Berater in transatlantischen und europapolitischen Fragen eng verbunden. Darüber hinaus war er Erfolgsautor der internationalen Verlagsgruppe Penguin Random House.
"Mit Henry Kissinger verlieren die USA und die Weltpolitik einen herausragenden Strategen mit historischem Weitblick. Wie kein anderer konnte er bis ins hohe Alter hinein das globale Beziehungsgeflecht mit seinen zahllosen Konfliktherden analysieren, erklären und Handlungsoptionen aufzeigen", sagte Liz Mohn in ihrer Beileidsbekundung.
"Dass sich die Bertelsmann Stiftung als zivilgesellschaftliche Akteurin zu einem Motor der transatlantischen Beziehungen und des europäischen Integrationsprozesses entwickeln konnte, hat sie auch wesentlich dem engen Dialog mit Henry Kissinger zu verdanken. Ich selbst habe ihn im Gespräch als klugen und ausgleichenden Staatsmann kennen und schätzen gelernt, der bis zum Ende neugierig geblieben ist. Er war ein großer Diplomat und uns verbindet eine langjährige Freundschaft", sagte Liz Mohn.
Henry Kissinger, am 27. Mai 1923 in Fürth geboren, emigrierte im September 1938 aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die USA. 1943 kehrte er als amerikanischer Staatsbürger mit der US-Armee zurück in seine Heimat. Im Jahr 1947 übersiedelte er endgültig in die USA und machte zunächst eine wissenschaftliche Karriere an der Harvard University, wo er promovierte und sich als Professor mit Fragen internationaler Beziehungen befasste. Nach der Wahl des Republikaners Richard Nixon zum US-Präsidenten im Jahr 1968 wurde Kissinger offizieller Berater für Außen- und Sicherheitspolitik. Im September 1973 übernahm er das Amt des Außenministers, das er auch im Kabinett von Gerald Ford bis Januar 1977 innehatte.
Kissinger galt als Motor der Entspannungspolitik zwischen Washington und Moskau und arbeitete intensiv an einer Normalisierung der Beziehungen zwischen China und den USA. Als Krisenmanager legte er die diplomatischen Grundlagen für den Rückzug der US-Armee aus Vietnam und den Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern. Im Jahr 1973 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Seit Kennedy hat er alle amerikanischen Präsidenten beraten. Bis ins hohe Alter hinein gab es von Peking bis Berlin keine Tür, die ihm nicht offen gestanden hätte.
Henry Kissinger und das Haus Bertelsmann verbindet eine langjährige Partnerschaft. Ausgangspunkt war die Veröffentlichung seiner dreibändigen Memoiren im Verlag C. Bertelsmann. Aus der Beziehung zum Buch-Autor Henry Kissinger entwickelte sich durch zahlreiche Begegnungen auf Veranstaltungen der Bertelsmann Stiftung eine Freundschaft mit Reinhard und Liz Mohn. Die erste Begegnung fand am 1. Februar 1985 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Bertelsmann AG in Gütersloh statt.
Seinen ersten Auftritt als Redner bei der Bertelsmann Stiftung hatte er bei der Auftakt-Veranstaltung zum Reformprojekt "Strategien und Optionen für die Zukunft Europas" in der Godesberger Redoute am 15. März 1988. Bis ins Jahr 2009 nahm Henry Kissinger an zahlreichen internationalen Konferenzen der Bertelsmann Stiftung teil. Im Rahmen des 40-jährigen Stiftungsjubiläums am 3. Mai 2017 meldete sich Kissinger mit einer Videobotschaft. Dabei stellte er fest: "Ein Land muss wissen, wo es steht und wo es hinsteuern soll. Zur Lösung dieser Fragen leistet die Bertelsmann Stiftung wertvolle Arbeit".