"Mit Theo Sommer verliert Deutschland einen herausragenden Publizisten und eine journalistische Instanz. Theo Sommer war eine große Verlegerpersönlichkeit, die unser Land bei der Entwicklung zu einem freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaat viel zu verdanken hat", sagte Liz Mohn in ihrer Beileidsbekundung. "Mit seiner klaren Sprache, seiner Weltläufigkeit und seinem kosmopolitischen Blick hat er nicht nur viele wichtige Ereignisse unseres Landes begleitet, sondern auch mit seinem analytischen Sachverstand und seiner herausragenden Expertise in seiner Zeit als Mitglied im Beirat die Arbeit der Bertelsmann Stiftung als Rat- und Impulsgeber bereichert. Wir werden Theo Sommer stets ein ehrendes Andenken bewahren."
Theo Sommer, geboren am 10. Juni 1930 in Konstanz, studierte Anglistik, Geschichte, Internationale Beziehungen und politische Wissenschaften in Tübingen, am Manchester College in Indiana/USA und an der Universität von Chicago. Im Jahr 1960 promovierte er in Tübingen mit einer Arbeit über die deutsch-japanischen Beziehungen zwischen 1935 und 1940 zum Dr. phil.
Seit 1949 arbeitete Theo Sommer als Journalist. Seine Karriere begann bei der Rems-Zeitung in Schwäbisch Gmünd, wo er von 1952 bis 1955 als Lokalredakteur tätig war. 1958 wurde Sommer durch Vermittlung von Marion Gräfin Dönhoff politischer Redakteur bei der Wochenzeitung Die Zeit in Hamburg. Vom 1. Januar 1973 bis zum 30. September 1992 prägte er als Chefredakteur mit seinen Leitartikeln die sozialliberale, international ausgerichtete Linie des Blattes. Danach fungierte Sommer vom 1. Oktober 1992 bis zum 31. März 2000 neben Marion Gräfin Dönhoff und Altbundeskanzler Helmut Schmidt als Herausgeber.
Als Mitglied im Kuratorium der ZEIT-Stiftung und als Leiter der Bucerius Summer School engagierte sich Theo Sommer über viele Jahre für Fragen der Weltpolitik, der Wirtschaftsethik und der internationalen Ordnung. Auch als Buchautor war der eloquente Schreiber und fundierte Asienkenner unermüdlich tätig. Mit fast 90 Jahren veröffentlichte er im Jahr 2019 sein letztes Buch mit dem Titel "China first. Die Welt auf dem Weg ins chinesische Jahrhundert". Theo Sommer engagierte sich auch zivilgesellschaftlich: Unter anderem war er von 1992 bis 2004 im Vorstand der Welthungerhilfe und von 2003 bis 2017 als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde aktiv.
