"Kurt Biedenkopf war ein brillanter Vordenker, der mit klugen Ideen immer wieder neue gesellschaftliche Anstöße gegeben hat. Wir trauern um einen intellektuell herausragenden Grenzgänger zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, der eine Fülle unterschiedlichster Talente in sich vereinte", sagte Liz Mohn in ihrer Beileidsbekundung. Mit seiner eigenen Biografie stehe Biedenkopf für die Umsetzung grundlegender Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft: für die Verbindung von Freiheit und Gerechtigkeit, von Unternehmergeist, Innovationskraft und solidarischem Zusammenhalt.
"Bevor Kurt Biedenkopf in die Politik ging, hatte er schon zwei Karriereleitern als Hochschulrektor und Konzernmanager bis ganz oben bestiegen", sagte Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Werner J. Bauer. "Er war nie auf ein politisches Amt angewiesen und konnte deshalb freier als die meisten Berufspolitiker agieren und ohne Rücksicht auf Interessengruppen seine Überzeugungen vertreten. Daher war sein Rat für uns unschätzbar."
Kurt Biedenkopf brachte in zahlreiche Programme und Projekte der Bertelsmann Stiftung seine großen politischen Erfahrungen, seinen herausragenden wirtschaftlichen Sachverstand und seine wissenschaftliche Expertise ein. Er war Vorsitzender der von der Bertelsmann Stiftung einberufenen Reformkommission Soziale Marktwirtschaft, Mitbegründer eines mehrjährigen Dialog-Forums zwischen den Tarifparteien sowie enger Ratgeber der europapolitischen Initiativen und arbeitsmarktpolitischen Projekte.
Mit seinen zahlreichen Ämtern und Aufgaben in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft hat Kurt Biedenkopf die Entwicklung in Deutschland von den siebziger Jahren bis in die Gegenwart ganz wesentlich mitgeprägt. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre in den USA, München und Frankfurt wurde er 1964 als Ordinarius für Handels-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht an die Ruhr-Universität Bochum berufen. Im Herbst 1970 wechselte Kurt Biedenkopf als Mitglied der zentralen Geschäftsführung des Düsseldorfer Chemiekonzerns Henkel in die Wirtschaft.
Im Frühjahr 1973 wurde er zum Generalsekretär der CDU und im Jahr 1976 erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Dort übernahm er das Amt des wirtschaftspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Fraktion. Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 engagierte sich Kurt Biedenkopf im Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands. Im Oktober 1990 wählte ihn der Sächsische Landtag zum ersten Ministerpräsidenten des Freistaates. Fast zwölf Jahre lang, bis zum 17. April 2002, diente er Sachsen in diesem Amt.