Abschwellender Populismus der politischen Mitte
Auffällig ist, dass der antipopulistische Wandel überdurchschnittlich stark aus der politischen Mitte gestützt und getrieben wird. Noch im Populismusbarometer von 2018 hatte diese Wählerschaft die größte Zunahme an populistischen Einstellungen verzeichnet. Nun aber ist der Anteil an unpopulistischen Wählern in der politischen Mitte sogar noch einmal deutlich stärker gestiegen als im Durchschnitt aller Wahlberechtigten. "Insbesondere die politische Mitte erweist sich in der Auseinandersetzung mit der populistischen Versuchung als lernfähig und robust und damit als wichtigste Stütze des Meinungsumschwungs", betont Vehrkamp.
Das zeigt auch die Analyse in Bezug auf die Wähler der Parteien in der politischen Mitte. Ihr Populismus ist nach Umfang und Intensität stark zurückgegangen. Ein weiteres Abgleiten der Unionsparteien und der FDP ins populistische Wählersegment ist damit vorerst gestoppt. "Die Versuchung der beiden bürgerlichen Parteien, dem Populismus der AfD zu folgen, ihn nachzuahmen oder sich zumindest rhetorisch ihm anzupassen, verliert damit seinen elektoralen Anreiz", sagt Wolfgang Merkel, Demokratieforscher am WZB und Mitautor der Studie.
Ähnliches gilt für die SPD, und in der linksliberalen Mitte verteidigen die Grünen erneut ihren Markenkern als am wenigsten populismusanfällige Partei. Insgesamt zeigt sich die Parteienlandschaft in Deutschland damit im Jahr vor der Bundestagswahl 2021 deutlich populismusresistenter als vor und nach der Bundestagswahl 2017.