Am 7. November stand fest, dass Joseph R. Biden zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt ist. Das Ende der Trump-Ära war von Hupkonzerten in der Hauptstadt Washington und improvisierten Tanzpartys, die sich von Philadelphia über New York bis nach Atlanta und darüber hinaus ausbreiteten, geprägt. Es wirkte geradezu poetisch, dass es ausgerechnet Bidens Heimatstaat Pennsylvania war, der Biden über die magische Schwelle von 270 Wahlleute-Stimmen half und damit den Tagen der Spannung und Unsicherheit nach der Wahl ein Ende setzte.
Auch wenn die endgültigen Ergebnisse noch nicht vorliegen, stehen einige Dinge bereits fest. Erstens wird Biden diese Wahl mit der höchsten Stimmenzahl in der amerikanischen Geschichte gewinnen. Zweitens haben mehr als 70 Millionen Amerikaner:innen ihre Unterstützung für Präsident Trump zum Ausdruck gebracht und damit den Trumpismus zu einem festen Bestandteil unserer politischen Landschaft gemacht. Drittens wird die Überbrückung der Kluft zwischen diesen beiden Lagern eine schwierige, aber auch die dringendste Herausforderung für den neuen Präsidenten sein.
Während die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl Erfolge verzeichnen konnten, blieben sie bei den weniger hochrangigen Posten, die ebenfalls zur Wahl standen, hinter den Erwartungen zurück. So behielten sie zwar die Mehrheit im Repräsentantenhaus, verloren jedoch wichtige Sitze und verpassten die Chance, weitere Mehrheiten in den Parlamenten der Bundesstaaten zu erobern, was ihnen ermöglicht hätte, während des nächsten Jahrzehnts über die Wahlkreiseinteilung in diesen Bundesstaaten zu bestimmen. Der Wettlauf um die Mehrheit im US-Senat hängt von den Ergebnissen zweier Stichwahlen in Georgia ab, die am 5. Januar 2021 stattfinden werden. Mit der Präsidentschaftswahl im Hinterkopf werden die politischen Akteure, Präsidentschaftsanwärter:innen für das Jahr 2024 und Geldgeber:innen ihre Aufmerksamkeit auf den Peach State lenken, wo sich endgültig entscheiden wird, ob Washington ausschließlich von Demokraten regiert wird oder Demokraten und Republikaner die Macht unter sich aufteilen müssen.
Doch nicht jeder in den USA hat so schnell mit dem Wahlergebnis abgeschlossen. Präsident Trump und seine Anhänger:innen auf dem Capitol Hill, in den Medien und in der Bevölkerung weigern sich, das Wahlergebnis anzuerkennen und beharren darauf, dass es weit verbreiteten Wahlbetrug gegeben habe – ohne sich jedoch auf Beweise zu stützen. Seit dem Wahltag haben Trumps Rechtsanwälte ihr Anliegen zehnmal vor Gericht gebracht und jedes Mal verloren. Dennoch weigert sich der amtierende Präsident, seine Niederlage einzugestehen, und ist Berichten zufolge bereit, seine Anhänger:innen im ganzen Land zu mobilisieren, um bis zum bitteren Ende zu kämpfen.