In Deutschland sind die Angehörigen der verschiedenen Religionen mehrheitlich davon überzeugt, dass die Demokratie eine gute Regierungsform ist. Das ist ein Ergebnis der Studie "Weltanschauliche Vielfalt und Demokratie", die auf unserem Religionsmonitor 2017 und einer Nacherhebung 2019 basiert. Demnach sprechen sich 89 Prozent der deutschen Bevölkerung für die Demokratie aus. Unter den Christen liegt der Anteil bei 93 Prozent der Befragten, unter Muslimen bei 91 Prozent und unter Konfessionslosen bei 83 Prozent. Auch der Schutz von Minderheiteninteressen als ein Grundprinzip der liberalen Demokratie wird von rund 80 Prozent der Bürger positiv bewertet.
Bei der Anerkennung religiöser Vielfalt gibt es allerdings noch Nachholbedarf: Grundsätzlich sind 87 Prozent der Befragten laut Studie offen gegenüber anderen Weltanschauungen. Etwa 70 Prozent sprechen anderen Religionen auch einen Wahrheitsgehalt zu und sind somit als religiös tolerant anzusehen. Doch nur knapp jeder Zweite in Deutschland meint, dass religiöse Pluralität die Gesellschaft bereichert. Mit Blick auf den Islam sinkt dieser Anteil noch einmal: Nur ein Drittel der Bevölkerung betrachtet den Islam als Bereicherung. Christentum, Judentum, Hinduismus und Buddhismus werden hingegen von einer Mehrheit als bereichernd empfunden.
Insgesamt empfindet rund die Hälfte der Befragten den Islam als Bedrohung. In Ostdeutschland ist dieser Anteil mit 57 Prozent noch höher als in Westdeutschland (50 Prozent). Diese im Frühjahr 2019 erhobenen Daten unterscheiden sich kaum von den Ergebnissen der vorangegangenen Befragungen des Religionsmonitors aus den Jahren 2017, 2015 und 2013. "Offenbar sehen viele Menschen den Islam derzeit weniger als Religion, sondern vor allem als politische Ideologie an und nehmen ihn deswegen von der religiösen Toleranz aus", erklärt unsere Religions-Expertin Yasemin El-Menouar. Hierzu haben aus ihrer Sicht auch die gesellschaftlichen Debatten und Medienberichte der vergangenen Jahre beigetragen, die den Islam häufig in einen negativen und kritischen Zusammenhang rückten.