Weltweiter Trend: Mehr Ungleichheit, weniger Freiheit
Soziale Probleme sehen die Autoren als eines der größten Hindernisse für die Entwicklung in Richtung Demokratie und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit. In 72 Entwicklungs- und Schwellenländern herrschen massive Armut und hohe soziale Ungleichheit. 22 von ihnen, darunter Indien, Südafrika und Venezuela, haben sich in puncto soziale Gerechtigkeit sogar noch verschlechtert. Im selben Zeitraum sank auch der Anteil der untersuchten Länder, die bei der sozialen Inklusion mäßig bis gut abschneiden, von einem Drittel auf ein Viertel.
Immer mehr Menschen leben nicht nur in Ungleichheit, sondern auch in repressiven Regimen. Aktuell werden 3,3 Milliarden Menschen autokratisch regiert, so viele wie noch nie seit Start der Untersuchung. Ihnen stehen 4,2 Milliarden Menschen gegenüber, die in Demokratien leben. Von den 129 untersuchten Entwicklungs- und Transformationsländern stuft der BTI 58 als Autokratien und 71 als Demokratien ein. 2016 betrug das Verhältnis noch 55 zu 74. Aber es ist weniger die leicht steigende Zahl von Autokratien, die bedenklich stimmt. Problematisch ist, dass in immer mehr Demokratien Bürgerrechte beschnitten und rechtsstaatliche Standards ausgehöhlt werden. Ehemalige Leuchttürme der Demokratisierung wie Brasilien, Polen oder die Türkei gehören zu den größten Verlierern im BTI.
Nur Burkina Faso und Sri Lanka haben im Untersuchungszeitraum größere Fortschritte in Richtung Demokratie gemacht. Demgegenüber stehen insgesamt 13 Staaten, darunter Jemen, Mosambik und die Türkei, in denen sich die politische Situation deutlich verschlechtert hat. Fünf dieser 13 Länder erfüllen keine demokratischen Mindeststandards mehr: Bangladesch, Libanon, Mosambik, Nicaragua und Uganda, deren Demokratie über Jahre schleichend ausgehöhlt wurde, werden heute autokratisch regiert. Häufig gab für diese Einstufung den Ausschlag, dass die Länder die Freiheit ihrer Wahlen eingeschränkt haben.