Die EU und Indien könnten von einem Freihandelsabkommen profitieren – doch nicht alle Branchen würden Gewinne machen
Das gegenseitige Handelsvolumen zwischen der EU und Indien belief sich 2016 auf rund 77 Milliarden Euro. Noch immer stehen einem weiteren Wachstum jedoch zahlreiche Handelshemmnisse im Weg. Mit dem geplanten Freihandelsabkommen ließen sich Zölle und sogenannte nicht-tarifäre Barrieren reduzieren. So könnten erhebliche Wohlfahrtsgewinne erzielt werden, die etwa 10 bis 12 Jahre nach Inkrafttreten des Abkommens vollständig spürbar wären.
Mit Abschluss eines Freihandelsabkommens könnte Indiens Wirtschaftsleistung gemessen am BIP langfristig um 1,3 Prozent jährlich zunehmen. Bezogen auf das indische BIP von 2015 entspräche dies einem Zuwachs von etwa 25,6 Milliarden Euro.
Für die EU wiederum beliefen sich die jährlichen BIP-Zuwächse durchschnittlich auf 0,14 Prozent. Bezogen auf das BIP von 2015 entspräche dies etwa 21 Milliarden Euro. Die einzelnen Mitgliedsstaaten würden sehr unterschiedlich profitieren: Deutschland könnte mit etwa 4,6 Milliarden Euro nach Großbritannien die zweithöchsten absoluten Zuwächse verbuchen. Für Kroatien beispielsweise lägen die Effekte dagegen bei nur 0,02 Milliarden Euro. Jedoch hätte auch kein EU-Mitglied negative Gesamteffekte, was bei dieser Art von Berechnung nicht selbstverständlich ist.
Was die einzelnen Wirtschaftssektoren angeht, so könnten in Deutschland vor allem die Kfz- und Maschinenbau-Branchen profitieren und ihre Wertschöpfung um bis zu 1,5 beziehungsweise 1,4 Milliarden Euro im Jahr steigern. Unternehmensnahe Dienstleistungen sowie die Bekleidungs- und Textilbranche dagegen würden verlieren: Ihre Wertschöpfung würde um hunderte Millionen Euro sinken.
In Indien wiederum würden unternehmensnahe Dienstleistungen und die Textilbranche zu den Gewinnern eines Freihandelsabkommens zählen. Sie könnten ihre Wertschöpfung um circa 6 beziehungsweise 3,3 Milliarden Euro pro Jahr steigern. Auf der Verliererseite ständen Sektoren, die gegenüber europäischen Konkurrenten kaum wettbewerbsfähig sind, wie etwa die indische Kfz-Branche. Ihre Wertschöpfung würde um rund 1,5 Milliarden Euro sinken.