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Kita-Leitungen fehlt Zeit für Führungsaufgaben – Qualität leidet
Das pädagogische Konzept weiterentwickeln, eine neue Fachkraft einstellen und eine besorgte Mutter beruhigen: wichtige Aufgaben, die entscheidend sind für die Qualität einer Kita. Genug Zeit dafür gibt es jedoch nur selten, in mehr als jeder zehnten Kita sogar überhaupt keine. Daher empfehlen wir bundesweit einheitliche Standards.
Kita-Leitungskräfte haben zu wenig Zeit für ihre Führungsaufgaben – das ist das Ergebnis unserer Studie, für die wir statistische Daten von Bund und Ländern ausgewertet haben. Für Pädagogik, Personal, Budget und Elterngespräche fehlt den Leitungskräften durchschnittlich etwa die Hälfte der eigentlich notwendigen Zeit. Schließlich müssen sie ihr Team führen und die Kita am Laufen halten.
Wie viele Stunden ihnen für die Führungsaufgaben zur Verfügung stehen, ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich.
Nur 15 Prozent der mehr als 51.000 Kitas in Deutschland erfüllen derzeit unsere Empfehlungen. Demnach sollten jeder Kita unabhängig von ihrer Größe 20 Stunden pro Woche für Führungsaufgaben zur Verfügung stehen. Für jedes rechnerisch ganztags betreute Kind sollten zusätzlich 0,35 Stunden wöchentlich hinzukommen, um die Mehrarbeit bei einer wachsenden Kita-Größe bewältigen zu können. Das bedeutet: In einer Kita mit 30 Kindern hätte eine Leiterin 30,5 Wochenstunden, um mit Eltern und externen Partnern zusammenzuarbeiten oder am Kita-Konzept zu feilen. Fast doppelt so viele Leitungsstunden würden einer Einrichtung mit 115 ganztags betreuten Kindern zur Verfügung stehen.
Jeder zweiten Kita fehlt das Minimum an Leitungskapazität
Die Bedeutung dieser Aufgaben für die Qualität einer Kita ist laut unserem Vorstand Jörg Dräger lange unterschätzt worden:
Zwar seien in den vergangenen Jahren erhebliche Summen in den Kita-Ausbau und bessere Betreuungsrelationen – also das Verhältnis von Fachkraft- zu der Kinderzahl – investiert worden. Die Ausstattung mit Leitungsressourcen sei dabei allerdings zu kurz gekommen. "Die gestiegenen Ansprüche von Eltern, Gesellschaft und Politik kann eine Kita kaum erfüllen, wenn nicht wenigstens eine halbe Stelle für Leitungsaufgaben vorhanden ist", so Dräger.
Genau das trifft derzeit jedoch nur auf jede zweite Kita zu. Allen anderen knapp 25.000 Kitas in Deutschland steht noch nicht einmal der von uns empfohlene Sockel von 20 Leitungsstunden zur Verfügung. Fast 11 Prozent der deutschen Kitas haben sogar überhaupt keine zeitlichen Ressourcen für Leitungs- und Verwaltungsaufgaben. Davon betroffen sind vor allem kleinere Einrichtungen. Jeder vierten Kita mit weniger als 40 Plätzen steht keinerlei Zeit für Leitung und Verwaltung zur Verfügung.
Große regionale Unterschiede machen bundesweite Standards notwendig
Ähnlich wie bei den Personalschlüsseln stellt sich die Lage in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich dar. Überhaupt keine zeitlichen Ressourcen haben in Bremen 28 Prozent der Kitas, in Sachsen-Anhalt und Thüringen hingegen nur knapp 1 Prozent. Und während in Hamburg jede zweite Kita unsere Empfehlungen erfüllt, erreichen in Thüringen nur 3 Prozent der Kitas den empfohlenen Wert. Nicht viel besser ist die Lage in Sachsen-Anhalt (4 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (5 Prozent) und Bayern (6 Prozent).
Für Jörg Dräger sind diese extremen Unterschiede zwischen den Ländern ein Beleg dafür, dass wir bundesweit einheitliche Standards brauchen. Mit einem solchen Standard kann die Zeit bemessen werden, über die Leitungskräfte verfügen sollten. Die nötigen Ressourcen für die Leitung einer Kita sollten gesetzlich verankert und finanziell gesichert sein, fordert Dräger.
Um den Standard zu erreichen, ist vor allem eines notwendig: mehr Personal. Für die Leitungsebene fehlen umgerechnet 21.800 Vollzeitkräfte in Deutschland. Würde man sie einstellen, würden die Personalkosten bundesweit um jährlich bis zu 1,3 Milliarden Euro ansteigen. Das entspricht in etwa 5 Prozent der öffentlichen Ausgaben für die Kindertagesbetreuung.
Die gesamte Studie finden Sie hier. Eine Zusammenfassung der Studien-Ergebnisse liefert Ihnen unsere Bildungsexpertin Anette Stein im Video: