António Guterres sitzt beim Vision Europe Summit in einem Sessel auf dem Podium und spricht, neben ihm ist das Logo von Vision Europe groß auf einer Videowand zu sehen.

António Guterres: Staaten müssen Migration besser regeln

Beim diesjährigen Vision Europe Summit in Lissabon ging es darum, für ganz Europa bessere Antworten auf die Flüchtlingskrise zu finden. Der künftige UN-Generalsekretär António Guterres, der als Hauptredner auftrat, nahm hier insbesondere die Staaten in die Pflicht – und kündigte eigene politische Initiativen an.

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Eric Thode
Senior Advisor

Guterres, der zehn Jahre lang das Amt des UN-Flüchtlingskommissars innehatte, ordnete in seiner Rede nicht nur die aktuelle Situation in Europa und in der Welt ein, er legte auch seine Vision für die Zukunft dar.

Migration sei, genauso wie der zunehmende Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Finanzen, Teil der Globalisierung. Allerdings habe es die Staatengemeinschaft bisher unterlassen, Migration angemessen zu organisieren und zu regulieren. Guterres spitzte dies auf die Aussage zu, dass Migration derzeit vor allem von Menschenschmugglern geregelt würde. Sein erster Appell ging daher an die Verantwortlichen, endlich gegen den Schmuggel von Menschen vorzugehen und so die Würde und Sicherheit der Migranten und Vertriebenen zu garantieren.

Lage der Flüchtlinge in Erstaufnahmeländern verbessern

Der künftige UN-Generalsekretär machte klar, dass er in dieser Position nicht nur Werte vertreten, sondern ganz konkret praktikable Politikvorschläge entwickeln würde. Im Gespräch mit unserem Vorstandsvorsitzenden Aart De Geus erklärte Guterres, er wolle Migration zu einem multilateralen Thema machen. Vor allem wolle er sich dafür einsetzen, dass staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure in den Erstaufnahmeländern von Flüchtlingen mehr finanzielle Mittel bereitgestellt bekommen.

Guterres erinnerte daran, dass Länder wie Jordanien und der Libanon derzeit Millionen aus ihrer Heimat Vertriebene beherbergen, weit mehr als die westlichen Staaten. Die Vertriebenen müssten auch in Regionen nahe ihres Herkunftslandes Zugang zu den Dingen des Grundbedarfs, zu Bildung und zu einem menschenwürdigen Leben erhalten. Dann müssten sie sich nicht allein schon aus Mangel am Wichtigsten weiter auf den Weg nach Europa machen.

Vertreter der am Vision Europe Summit beteiligten Stiftungen und Think Tanks. Von links: Robin Niblett, Chatham House; Aart De Geus, Bertelsmann Stiftung; Piero Gastaldo, Compagnia di San Paolo; Artur Santos Silva, Calouste Gulbenkian Foundation; Izabela Styczynska, CASE – Center for Social and Economic Research; Isabel Mota, Calouste Gulbenkian Foundation; Mikko Kosonen, Finnish Innovation Fund Sitra; Guntram Wolff, Bruegel. Es fehlt ein Vertreter des Jacques Delors Institute. (Foto: Marcia Lessa / Calouste Gulbenkian Foundation)

Gutes Management schafft Akzeptanz

Jede Gesellschaft werde in der Zukunft multiethnisch, multikulturell und multireligiös sein, so Guterres weiter. Allerdings sei dies nur erfolgreich möglich, wenn erhebliche Bemühungen unternommen würden, Neuankömmlinge zu integrieren und die Bildung von Ghettos zu vermeiden. Die Kommunen und zivilgesellschaftlichen Organisationen vor Ort müssten hierfür die nötige Unterstützung von Seiten der Regierungen erhalten. Außerdem müssten die Staaten Europas endlich Migration und die Ankunft von Flüchtlingen managen, wenn sie die Unterstützung ihrer Bürger für Migration und die Aufnahme Geflüchteter erhalten wollen. Nur so könne Ängsten begegnet und Neuankömmlinge als Gewinn für eine Gesellschaft gesehen werden.

Der diesjährige Vision Europe Summit brachte am 21. und 22. November über 140 Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft aus ganz Europa in Lissabon zusammen. Gemeinsam diskutierten sie die von unseren Experten vorgebrachten Politik-Empfehlungen für eine proaktive und zukunftsfähige Flüchtlings- und Migrationspolitik auf europäischer und nationaler Ebene.