Wie steht's nach dem Brexit-Votum um die Zukunft der europäisch-britischen Beziehungen? Darüber diskutierten am 29. November in Berlin auf Einladung von uns und der Financial Times Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramts und Minister für besondere Aufgaben, Monique van Daalen, Botschafterin der Niederlande in Deutschland, Daniela Schwarzer, Direktorin des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), und Martin Wolf, Chief Economist Commentator der Financial Times.
In seinem Einführungsvortrag unterstrich Aart de Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, die zu erwartenden negativen wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des Brexit. Alle Diskutanten waren sich einig: Der Brexit schwächt Großbritannien und ganz Europa.
Der britische Wirtschaftsjournalist Martin Wolf äußerte die Befürchtung, Großbritanniens neue Premierministerin Theresa May könne darauf bestehen, die Arbeitnehmerfreizügigkeit weiter zu beschränken – was eine Mitgliedschaft ihres Landes im EU-Binnenmarkt unmöglich machen würde. Die Folge wäre ein geringeres strukturelles Wachstum, aber keine Rezession. Der Finanzplatz London würde geschwächt, bliebe aber weiterhin bedeutend, so Wolf.
Bundeskanzleramts-Chef Peter Altmaier zeigte sich von britischen Drohungen eines künftigen Steuerwettbewerbs unbeeindruckt. Nach dem Brexit müssten Brüssel und London neue Wege der Kooperation finden, um zu verhindern, dass Großbritannien und die EU auseinanderdriften, meinte der Politiker. Die niederländische Botschafterin in Deutschland, Monique van Daalen, betonte, es sei wichtig, die Grundfreiheiten in den Verhandlungen nicht aufzuweichen. Außerdem brauche es neuen Schwung und neue Ideen, um die EU wieder attraktiver zu machen. Dabei müsse Deutschland eine stärkere Rolle spielen, so van Daalen. Altmaier äußerte die Hoffnung, dass dafür die in 2017 anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland Rückenwind geben könnten. Daniela Schwarzer wiederum verwies darauf, wie wichtig es sei, Großbritannien weiterhin in die europäische Außen- und Sicherheitspolitik einzubinden.