Verschiedene Megatrends verändern unser Leben und sind gleichzeitig Resultat einer veränderten Lebensweise. Vier davon beeinflussen die Teilhabechancen aller Menschen in besonderem Maße.
Gefangen oder gestalten – Chance Megatrends?
Seit der amerikanische Politologe und Zukunftsforscher John Naisbitt im Jahr 1982 den Begriff „Megatrend“ geprägt und ihm mit der Überschrift „Globalisierung“ ein erstes Gesicht gegeben hat, sind globale Entwicklungen tief in unser Bewusstsein gedrungen. Ein Kommentar von Aart De Geus.
Inhalt
Globalisierung:
- die zunehmende wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Verflechtung der Länder bei einer gleichzeitigen Verlagerung von ökonomischer und politischer Macht hin zu den Schwellenländern sowie einer größeren Heterogenität mit neuen Chancen und Risiken für die Gesellschaften;
Demographischer Wandel:
- die Veränderung von Altersstruktur und Bevölkerungszahl, die sich in einer Zunahme und Alterung der Weltbevölkerung, in wachsenden Migrationsströmen und in einer Schrumpfung der Bevölkerungszahlen in den meisten Industrieländern äußert, was neue Anforderungen für die gerechte Teilhabe von Jung und Alt, Einheimischen und Zuwanderern stellt;
Soziale Ungleichheit:
- die zunehmenden Einkommens- und Vermögensungleichheiten (sowohl innerhalb von Ländern und Regionen als auch zwischen Ländern und Regionen) und die damit verbundene wachsende soziale Fragmentierung;
Digitalisierung:
- die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und die damit einhergehende Senkung der Transaktionskosten, die neben den wirtschaftlichen Strukturen auch die politischen, sozialen und kulturellen Strukturen der Gesellschaft verändert.
Die Projekte der Bertelsmann Stiftung sollen die Binnendynamik dieser Trends in den Blick nehmen, etwaige Auswirkungen auf Teilhabechancen abschätzen und gegebenenfalls in ihren Lösungskonzepten und Reformanstößen berücksichtigen.
Die genannten Trends sind eng miteinander verwoben. Digitale Produktions- und Logistikprozesse gelten als wesentliche Beschleuniger einer Globalisierung der Wirtschaft. Die Globalisierung bringt höheren Wettbewerbsdruck mit sich, Dienstleistungs-, Güter- und in der Folge Arbeitsmärkte sind betroffen. Dies wirkt bis hinein in die Familien – Stichwort Vereinbarkeit Familie und Beruf – und am Ende auf die Verteilung des erwirtschafteten Volkseinkommens. Alle genannten Trends nehmen außerdem an Stärke weiter zu. Sind die Trends für sich schon kaum präzise zu fassen, so wird dies umso schwieriger im Zusammenspiel. Was sind die Folgen einer stärkeren Ausdifferenzierung der internationalen Arbeitsteilung, die auf allen vier Trends aufsetzt? Lässt sich diese Entwicklung mit Ludwig Erhards Wunsch nach „Wohlstand für Alle“ noch vereinbaren? Können wir aktiv eingreifen, oder müssen wir auf emergente, autonome Kräfte bauen, wie beispielsweise die neue Hinwendung zu lokalem Wirtschaften?
Diese Entwicklung ruft nach Gestaltung. Während die politischen Handlungsspielräume immer enger werden, nimmt gleichzeitig unser Veränderungswissen zu – mit innovativen Methoden spüren wir den globalen Entwicklungen präziser nach als je zuvor. Wie aber kommen wir vom Wissen zum Handeln in globaler Verantwortung? Gefragt sind neue Anläufe für multinationale Initiativen. Hoffnung ruht etwa auf der Vereinbarung neuer „nachhaltiger Entwicklungsziele“ auf dem kommenden UN-Gipfel Post-2015 ebenso wie auf zahlreichen regionalen Initiativen zur Erleichterung des internationalen Handels, die eine Gegenbewegung zu den festgefahrenen Routinen der tradierten Institutionen sein können.
Kann das erfolgreich sein? Es kann! Der konsequent umgesetzte globale Bann des Ozon-Killers FCKW hat bereits vor Jahren gezeigt: Die Weltgemeinschaft ist in der Lage, Probleme zu lösen!